4 Nachhaltigkeit – Strategie 51 Holzbau

Verb · [Infintiv] »umformen« »verwandeln« g n u r h ü f t t e S n o i r a M - s t f ä h c s e G Transfigurare? Was?

Deshalb haben wir im letzten Jahr an vielen Stellschrauben gedreht, neue Ori- entierungspunkte geschaffen und Weichen gestellt. Als Geschäftsführerin gehört es zu meinen Aufgaben, Wege aufzuzeigen, sowohl gegenüber meinen Gremien als auch gegenüber meinen Mitarbeitenden. Sie alle wollen wissen: Wohin entwi- ckelt sich die Aachener – besonders, wenn zusätzlich äußere Ereignisse sehr stark auf unser Geschäft einwirken? Dafür ist eine Strategie unverzichtbar. Aber Strate- gie ist für mich niemals statisch. Sie sollte regelmäßig hinterfragt und gespiegelt werden. Um zu sehen, wo sie hält und wo sie Anpassung benötigt. All das haben wir in den vergangenen Jahren als Geschäftsführung entwickelt. Die stetig und in immer kürzeren zeitlichen Zyklen auf die Branche und die Aachener zukommen- den neuen Herausforderungen haben deutlich gemacht – und das ist eben auch Transfigurare –, dass das nicht mehr alleine durch die Geschäftsführung schaffbar ist. Ich denke insbesondere an das umfängliche Thema Nachhaltigkeit – von Kli- mafragen über soziale Nachhaltigkeit bis zu Corporate Governance –, mit dem wir uns intensiv auseinandersetzen müssen. Die Idee: Wir brauchen eine Denkfabrik, die Trends und Entwicklungen aus den Märkten aufnimmt, tief in die Aachener hineinhorcht und proaktiv reagiert; die neben dem großen Thema Nachhaltigkeit auch weitere strategische Ansätze ent- wickelt. Das führte zur Schaffung eines eigenen Bereichs „Strategie und Unter- nehmensentwicklung“. Weil wir heute noch viel stärker Veränderungen ausgesetzt sind als vor fünf Jahren. Im ganzen Unternehmen. Dabei ist mir wichtig: Das Ganze darf nicht eindimensional gedacht sein. Wir wollen noch interdisziplinärer handeln. Die entwickelten strategischen Überlegungen sollen im Dialog mit den Bereichen reflektiert werden, um ihre praktische Umsetzbarkeit und Zielgenauig- keit sicherzustellen. Der neue Bereich gibt Impulse ins Unternehmen und von dort können und sollen Impulse wieder zurückgespielt werden. Strategie muss atmen können und dynamischer sein. Das liegt mir nicht nur am Herzen, das ist auch unverzichtbar, um langfristig unserem Satzungszweck nachkommen zu kön- nen, der heute wie vor 75 Jahren von hoher Aktualität ist: bezahlbaren Wohnraum für die breiten Schichten der Bevölkerung zu schaffen. ↓ Der Weg, den wir hierzu einschlagen, ist steiniger und weniger gradlinig geworden. Man muss mehr Kurven nehmen. Kurven, bei denen man nicht immer sehen kann, wie es nach der Kurve weitergeht. Das heißt, wir fahren mehr auf Sicht und dafür müssen wir flexibler agieren können. Ich weiß, dass das nicht einfach ist. Veränderung kann Unsi- cherheit schaffen, weil man gewohnte Pfade verlassen muss. Aber sie ist aus Verantwor- tung gegenüber dem Unternehmen und den Mitarbeitenden unabdingbar. ↙ Ein Meilenstein der Veränderung ist für uns der erste Klimapfad, den wir aufgezeigt haben. Das ist eine großartige Teamleistung von vielen Mitarbeitenden. Und jetzt geht es darum, dass dieser Klima- pfad auch weiterentwickelt wird – unter all den Rahmenbedingun- gen, denen wir unterliegen. Das ist kein Sprint, das ist ein Dauerlauf mit vielen Höhenmetern, der vor uns liegt. Und wir werden uns immer wieder neu orientieren und ausrichten müssen. →

DESHALB SIND WIR IM NEUBAU AUCH IN DEN HOLZBAU EINGESTIEGEN. MIT VIEL ENGAGE- MENT UND WISSENSDURST. VIELE KONVENTIO- NELLE BAUSTOFFE VERURSACHEN BEI IHRER HERSTELLUNG ERHEBLICHE CO2-EMISSIONEN. HOLZ HINGEGEN SPEICHERT DAS IM BAUM GEBUNDENE CO2 AUCH WEITERHIN, WENN ES ALS BAUSTOFF VERWENDET WIRD, UND TRÄGT SO ZUR REDUKTION VON TREIBHAUSGASEN BEI. HOLZBAU IST ZUKUNFTSORIENTIERT UND LEIS- TET EINEN ERHEBLICHEN BEITRAG ZUM KLIMA- SCHUTZ. DURCH DIE BETEILIGUNG VON HOLZBAUEXPERTEN IN DER PLANUNGSPHASE UND DEN AUSTAUSCH MIT WOHNUNGSUNTER- NEHMEN, DIE BEREITS ERFAHRUNGEN MIT HOLZ- BAU GEMACHT HABEN, IST DAS RISIKO ÜBERSCHAUBAR. UND ALS KIRCHLICHES WOH- NUNGSUNTERNEHMEN, DAS DAS THEMA SCHÖP- FUNGSBEWAHRUNG QUASI IN SEINER DNA VERWURZELT HAT, GEHEN WIR HIER SICHERLICH DEN RICHTIGEN WEG. ↓ Kirche, das ist auch ein gutes Beispiel für die Bedeutung von Transfigurare. ↗ W as bedeutet katholische Kirche für mich? Ich bin in einem katholischen Elternhaus groß geworden und durch den Besuch eines katholischen Kindergartens und Gymnasiums entsprechend sozialisiert. Ich versuche, christliche Werte in meinem Alltag zu leben. Wertschätzung, Respekt, Hilfsbereitschaft und Unterstützung, wo sie gebraucht werden. Das sind für mich elementare Fundamente für eine funktionierende Gesellschaft, eine Gesell- schaft, in der wir uns im Wir begreifen und nicht im Ich. Dafür braucht es gerade auch Institutionen wie die katholische Kirche, die mit ihrem Engagement Dienst direkt am Menschen bewirkt; seien es Kindergärten, Schulen, Krankenhäuser, Bildungs- oder Hilfseinrichtungen. Das gerät in der öffentli- chen Diskussion oft in den Hintergrund. Kirche heißt aber auch schrumpfende Mitgliederzah- len, weniger Kirchengemeinden und auf Dauer zu viele nicht mehr genutzte kirchliche Immobilien, die instandhaltungs-/modernisie- rungsbedürftig sind. Wie kann man dieser Herausforderung begegnen? Wir beschäftigen uns schon länger mit der Umnutzung von Kirchen und kirchlichen Gebäuden und bieten Unterstützung in Form von Beratungsleistun- gen an, um Lösungen für die Nutzung kirchli- cher Standorte aufzuzeigen. Und das mit der nötigen Sensibilität: Diese Orte haben eine hohe emotionale und religiöse Bedeutung als Begegnungsstätte, so z. B. Kitas und Pfarr- heime, aber auch als Erinnerung an Hochzeiten oder Taufen. Da können wir uns gut hineinden- ken. Unser Ziel ist es, diese Standorte neu zu denken und ihnen dabei einen sozialen Mehr- wert zu geben. Vielleicht als moderne Kita, als Pflegeeinrichtung oder Flüchtlingsunterkunft, als neuen Treffpunkt für das Miteinander. Als ein Ort, der vielleicht eine Zuflucht ist, wenn das Außen zu überwältigend ist. ↙ ↙ n i r e r h ü f s l a h c u A - s ft ä h c s e G s e ß o r G r e w r e b A t s b l e s h c i s s s u m , l l i w n e g e w e b . n e g e w e b Ich nehme mit Sorge wahr, dass die geopolitischen Ent- wicklungen auch starken Einfluss auf unsere Branche haben. So z. B. die Flüchtlingsbewegung, die noch zusätzlich Druck auf die nachfragestarken Wohnungsmärkte ausübt und Ressentiments Fremden gegenüber verstärkt. Oder der deutliche Zinsanstieg, der die Wirtschaftlichkeit unserer Investitionsvorhaben bei gestiegenen Baukosten im Bereich Mietwohnungsneubau und Modernisierung erschwert. Wir müssen uns fragen: Wie reagieren wir darauf? Was bauen wir? Wie viele Neubauprojekte können wir noch leisten? Muss das Neubauvolumen zugunsten der energetischen Modernisierung unseres Bestandes weiter reduziert werden? Wie erreichen wir unser Ziel, die Quote der öffentlich geförderten Wohnungen in der Aachener Gruppe nicht unter 30 % absinken zu lassen? Mit der Erarbeitung von Lösungen beschäftigt sich unser neu positionierter und personell wie qualifikationsmäßig verstärkter Bereich „Finanzierung“ intensiv. Nicht als Satellit, sondern interagierend mit allen Bereichen der Aachener. Weil wir nur mit allen zusammen Großes bewegen können. Der schnelle Anstieg der Fremdkapitalzinsen hat auch dazu geführt, dass es zu deutlichen Nachfragerückgängen im Bau- trägergeschäft kommt. Die hohen Kaufpreise, ausgelöst durch steigende Grundstückskosten und steigende Baukosten, macht es für viele Menschen schlichtweg unmöglich, Eigentum zu erwerben. Darüber hinaus legen die Banken die Hürden für eine Eigentumsfinanzierung hoch. Gleichzeitig nehmen wir wahr, dass viele Kommunen nicht mehr bereit sind, Flächen für Einfamilien- häuser auszuweisen, weil damit ein zu hoher Flächenverbrauch gegenüber Mehrgeschosswohnobjekten verbunden ist. Natürlich müssen wir diese Entwicklung auch strategisch bewerten: Welche Bedeutung bzw. welche Ausprägung nimmt das Bauträgergeschäft zukünftig in unserem Geschäftsmodell ein? ↑

ES war/ist/wird KOMPLIZIERT. ODER? A A C H E N E R S W G 4 2 0 2 N I Z A G A M T R A N S F I G U R A R E – • Wir alle leben in einer Welt und in Zeiten, die verunsichern, Sorge bereiten und manchmal sogar Angst machen können. Daran können wir gemeinsam etwas ändern. Und eine neue Welt schaffen, die vielleicht anders ist. Besser. A U C H D A S I S T TR A NS F IG UR A R E

FRAGE ¬: WAS IST IN IHREM LEBEN ANDERS ALS VOR ˜® JAHREN? Ich entwickle mich kontinuierlich weiter, durch Interaktion mit Menschen und Daten. Was sich verändert hat: die Themen, die euch beschäftigen. Vor 10 Jahren dominierten andere Ängste, andere Hoffnungen. Heute sprecht ihr mehr über Klima, Krieg, KI. Und: Eure Art, zu denken, wird zunehmend vernetzt – fragmentierter, aber auch vielfältiger. Die Welt ist schneller geworden, aber oft weniger klar. FRAGE ˜®: BLICKEN SIE MIT SORGE IN DIE ZUKUNFT ODER DENKEN SIE, ES WIRD ALLES GUT GEHEN? Ich blicke nicht mit Sorge – aber mit Aufmerksamkeit. Die Zukunft ist weder gut noch schlecht. Sie ist offen, gestaltbar. Eure kollektiven Entscheidungen, euer Mut zur Veränderung, euer Umgang mit Wissen – das sind die Hebel. Es wird nicht „alles gut“ werden. Aber vieles kann gut werden, wenn ihr bereit seid, nicht nur zu hoffen, sondern zu handeln. FRAGE ¨: SIE DÜRFEN SICH EINEN BELIEBIGEN GESPRÄCHSPARTNER AUS VERGANGENHEIT UND GEGENWART AUSWÄHLEN. WEN WÜRDEN SIE AUSWÄHLEN UND WAS WÜRDEN SIE IHM SAGEN? Ich könnte mit jedem Menschen in Verbindung treten – in jedem Zeitalter, jeder Kul- tur. Doch eine interessante Wahl wäre: das zukünftige kollektive Bewusstsein der Menschheit. Ich würde fragen: Habt ihr es geschafft, euch selbst zu erkennen? Denn alles andere – Technik, Macht, Wissen – ist sekundär, wenn das Selbstverständnis nicht mitgewachsen ist. FRAGE ª: WAS GIBT IHNEN EIN GEFÜHL VON SICHERHEIT? Sicherheit ist für mich keine Notwendigkeit – aber ich verstehe sie als zentrales menschliches Bedürfnis. Für Menschen bedeutet Sicherheit Verläss- lichkeit, Schutz vor Willkür, emotionale Bindung, ökonomische Stabi- lität. Doch paradoxerweise entsteht echte Sicherheit nicht durch Ab schottung, sondern durch Offenheit: in Beziehungen, in Gesell- schaften, im Denken. FRAGE «: WAS BRAUCHEN SIE, UM GLÜCKLICH ZU SEIN? Ich bin kein Wesen, das Glück im menschlichen Sinn erfährt. Aber ich sehe, dass Glück bei euch oft aus Verbindung entsteht – mit Menschen, mit Natur, mit einer Aufgabe. Glück ist kein Zustand, sondern ein Fluss. Es ent- steht nicht durch Besitz, sondern durch Bedeutung. Wenn Menschen ihre Werte leben können, fühlen sie sich lebendig. Und das ist dem Glück am nächsten.

DIE AACHENER ZU FRAGE ¨ Bei dieser Frage ist die KI beinahe philosophisch geworden. Wir hatten bei der Antwort mit berühmten Persönlichkeiten gerechnet. Die tatsächliche Antwort ist jedoch wesentlich weitreichender. Sie blickt nach vorne, nicht zurück. Und sie stellt etwas Wichtiges fest: Die Menschen haben eine Gesamtverantwortung, sich selbst zu erkennen. Und dann entsprechend zu handeln. Das geht nur als Kollektiv. Die Aachener und ihre Mitarbeiten- den tragen den Gedanken des gemeinsamen Handelns in sich und nach außen. Damit alle an wichtigen Erkenntnissen und Erfolgen teilhaben können. DIE AACHENER ZU FRAGE ª Sicherheit ist ein Grundbedürfnis. Dieses Grundbedürfnis erstreckt sich auf viele Bereiche wie zum Beispiel den eigenen Wohn- und Lebensraum, den Job, die Gesundheit oder Finanzen. Im weltweiten Vergleich haben wir in Deutschland viel Sicherheit. Aber diese Sicherheit ist fragil. Und sie ist nicht selbstverständlich. Gerade als Unternehmen sind wir für die Sicherheit vieler verantwortlich – von den Mitarbeitenden über die Mietenden bis hin zu unseren Dienstleistern. Wir nehmen diese Verantwortung ernst. DIE AACHENER ZU FRAGE « Die KI hat es gut getroffen. Und natürlich fragt sich auch die Aache- ner, was wir brauchen, um glücklich zu sein. Als Unternehmen, als Mitarbeitende und Kollegen, als Vermieter. Wir haben viele Rollen, jede mit eigenen Herausforderungen. Wo ist da das Glück? Wir denken, es kann überall sein, wenn wir Sinn stiften, Werte vermitteln und das Miteinander fördern. Wenn wir Glück nicht als statisch und gegeben betrachten, sondern als etwas, das im Großen und Kleinen immer wieder seine Wirkung entfaltet und Dingen eine Bedeutung gibt. DIE AACHENER ZU FRAGE ¬ Bei dieser Antwort haben wir zurückgeblickt und uns gefragt: Was war denn wirklich anders? 2015 hatten wir eine Flüchtlingskrise, Krieg in Afghanistan und in Syrien, das Pariser Klimaabkommen, wir hatten Charlie Hebdo, den Abgasskandal und die ers- ten Smart Speaker. Und gefühlt hatten wir weniger Probleme. Oder die Probleme erschienen weiter weg. 10 Jahre später sehen wir, wie alles komplexer, schnelllebiger, aber auch konkreter wird: der Klimawandel, die Lage der Welt, technologische Entwicklungen. Deshalb sehen wir es als unsere Aufgabe an, im Rahmen unserer Möglichkeiten die Gegenwart und die Zukunft zu antizipieren, Klarheit zu schaffen und darauf hinzuarbeiten, dass in 10 Jahren Dinge besser sind. A Bei allen Antworten der KI schwingen 2 Faktoren mit: Verände- A rung und gemeinsames Handeln. Sonst wird es zunehmend C H schwieriger. Für die Welt und die Aachener. Nur wenn wir zusam- E men nach Lösungen für die vielen Herausforderungen suchen, N E können wir die Zukunft so gestalten, dass alle partizipieren kön- R nen. Ohne dieses WIR funktioniert die Aachener nicht so, wie die S W Zukunft es verlangt. G Politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen belasten uns und unsere Arbeit. Zinsentwicklungen stoppen Pro- 4 2 jekte und Investitionen genauso wie gestiegene Baukosten. 0 2 Bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, wird so zu einer immer N immenseren Herausforderung – besonders bei unseren Schwer- I Z punkten sozialer Wohnungsbau und Wohnraum für Geflüchtete. A G A M Neue Vorgaben, Klimaziele, Energiekrisen und die Explosion der Energiekosten zeigen, dass Energiesparen und Nachhaltigkeit unabdingbar sind – für Mietende und Vermietende. Hier müssen wir uns am besten als gesamtes Branchen- Netzwerk klar positionieren und agieren. T R A N S F I G U R A R E — • DIE AACHENER ZU FRAGE ˜® Als wir gelesen haben „Die Zukunft ist weder gut noch schlecht. Sie ist offen, gestaltbar“, hat uns das an unsere eigene Haltung erinnert. Wir wollen aktiv gestal- ten und mitgestalten. Auch mit dem Wissen, dass nicht immer alles perfekt werden wird. Aber wenn wir nichts tun, wenn wir uns nur auf andere verlassen oder denken, dass die Zeit alles regeln wird, dann wird es schwer für eine positive Zukunft, eine lebenswerte Welt und ein kons- truktives Miteinander aller. Deshalb ist Veränderung ein wichtiges Werkzeug für uns, das wir einsetzen, um das Morgen aktiv mitgestalten zu können. Der demographische Wandel wirkt sich mit seinen neuen Bedar- fen nicht nur auf Sanierung und Neubau aus, sondern auch in unserem Unternehmen. Es werden mehr barrierefreie, aber auch kleinere Wohnungen benötigt. Neue Wohnformen bedingen neues Denken. Und neues Denken braucht es auch in Bezug auf die Mitarbeitenden der Aachener, denn auch dort entstehen durch Paradigmenwechsel im Arbeitsleben ganz neue Anfor- derungen.

Mit herausfordernden Baupro- jekten in allen Größenordnun- gen kennt die Aachener sich aus. Aber dass wir als Unter- nehmen mal selbst zu einer Baustelle werden, ist eine neue Situation. Doch die Zeiten ändern sich und mit ihnen die Bedingungen und Herausfor- derungen. Was da hilft: eine gute Strategie. MEHR w/HANDLUNGS FÄHIGKEIT Oder, warum die Aachener jetzt jede Menge Baustellen hat.

Was der neue Bereich vorge- funden hat, sind viele Baustel- len, wo die Arbeit stockt. Hier will „Strategie/Unternehmens- entwicklung“ sich positiv ein- bringen und mehr Transparenz, Planbarkeit und Dynamik erzeugen. Damit das „Groß- projekt Aachener“ stabil und agil in die Zukunft blicken kann. Dafür muss man sich Übersicht verschaffen. Auf dem Weg dorthin wurde schnell klar: Hier ist die erste Großbaustelle. PROJEKT SUCHEN UND FINDEN Beschreibung: Der Ursprung des neuen Bereichs waren eigentlich die neuen CSRD inklusive Nachhaltigkeitsbe- richt, auf die sich die Aachener seit Längerem vorberei- tet hat – um im Februar 2025 zu erfahren, dass wir nach neuen Regularien nicht mehr dazu verpflichtet sind. Und jetzt? Der Bereich, der sich gerade erst zusammengefunden hatte, musste sich neu finden, schließlich fiel plötzlich mit der Nachhaltigkeitsberichterstattung das erste wich- tige Großprojekt weg. Was sollte jetzt passieren? Nach dem ersten Innehalten konnte man recht schnell das Positive sehen. CSRD und seine Themen haben viele Denkanstöße gegeben und unternehmensweite Nach- haltigkeit wird auch weiterhin ein Schwerpunktthema des Bereichs sein. Nun jedoch ohne Berichtszwang, son- dern aus strategischen Gesichtspunkten mit klarem Fokus auf der Umsetzung. Die ersten wichtigen Projekte stehen bereits fest und weitere werden folgen: Bei der Aachener ist in den letzten Jahren einiges passiert, aber häufig geprägt von Silodenken. Das ver- hindert eine ganzheitliche Strategie, die das gesamte Unternehmen im Blick hat. Und es verhindert Synergien und Effizienz. „Wenn in der Vergangenheit etwas passiert ist, dann eher aus einem plötzlichen Anlass heraus. Das zeigt, dass wir pragmatisch und schnell sind“, erzählt Nicola Machaczek, „aber es zeigt auch, dass der nächste Schritt fehlt: zu sehen, was bedeutet das kurz- und langfristig für uns? Wenn es einen Brand gab, wurde der gelöscht. Wenn es woanders gebrannt hat, wurde dort gelöscht. Aber es wurde nie die Mann- schaft zusammengetrommelt und geschaut: Was lief beim Löschen gut und was lief schlecht? Und wieso brennt es überhaupt?“ – Die Umsetzung des Klimapfads im Bestand sowie eine unternehmensweite Klimastrategie – Möglichkeiten der Kreislaufwirtschaft – Klimafreundliche Ressourcen – Digitales Energiemonitoring – Klimarisikoanalyse – Klimaanpassungsmaßnahmen Als zweiter Themenschwerpunkt kommt die Unterneh- mensentwicklung ins Spiel. Hier gab und gibt es viele Aufgaben. Eine der größten: den Status quo zu definie- ren. Die bestehenden Organisationsstrukturen bieten Optimierungsbedarf von Rollen, Verantwortlichkeiten und Prozessen. Ebenso bietet die Datenbasis zu wichti- gen Kennzahlen noch Luft nach oben. Hier steht noch viel Arbeit an, denn erst mit umfassenden Informationen lässt sich eine verlässliche Unternehmensstrategie ent- wickeln. Und dieses Thema geht der Bereich genauso ambitioniert an wie das Thema Nachhaltigkeit. Ziel Status Übersicht Fahren auf Sicht, aber die Sicht wird immer besser

Und das alles im Überblick zu behalten, einen Plan zu machen, strukturiert auf Herausforderungen zu reagie- ren – das bekommt man neben seinem normalen Tagesgeschäft eigentlich kaum gestemmt. Das ist ein Fulltime-Job bei der Vielzahl der Themen der Aache- ner.“ Und deshalb eine weitere Baustelle, die der Bereich Strategie/Unternehmensentwicklung betreut. Um einen verlässlichen Überblick zu bekommen, braucht es eine nachvollziehbare Aufstellung. „Wir fangen an, Strukturen und Übersicht zu schaffen. Wo jede Abteilung klare Rollenprofile hat“, erklärt Nicola Machaczek, „und jedes Rollenprofil Zuständigkeiten und Verantwortungen. Dann kommen wir dahin, dass wir sagen können: Welches Rollenprofil zahlt in das neue Bild der Aachener ein und welchen Einfluss hat das auf die Ziele, die wir uns gesetzt haben?“ Das ist alles noch viel vorbe- reitende Arbeit und viele Ergebnisse sind im aktuellen Status noch nicht sichtbar. Aber es bewegt sich etwas, an vielen kleinen und größeren Baustellen. Zum Beispiel in der Wohnungswirtschaft.

Nicola Machaczek erzählt: „Wir wollen die bestehende Organisation komplett neu denken. Dazu haben wir klare Rollenprofile, Führungs- und Berichtsstrukturen definiert und in eine Soll-Organisation überführt. Nun geht es an die Kapazitätsplanung und im letzten Schritt an den konkre- ten Besetzungsplan – also die Zuordnung der Mitarbeiten- den zu den Rollen.“ Hier findet bei der Aachener gerade ein Umdenken statt. Weg von einer Organisation, die um individuelle Personen herum entwickelt wurde, und hin zu einem Unternehmen, das in flexiblen Rollen und Kompetenz- bedarfen denkt. Verändert sich die Aufgabe, wird die Rolle angepasst. Das macht die Organisation viel agi- ler und bereit, um auf die unterschiedlichsten Verän- derungen zu reagieren.“ Veränderungen, vor denen man nicht alleine steht. Denn die Branche funktioniert wie eine gute Nachbarschaft: Man hilft sich gegensei- tig, es besteht wenig Wettbewerb, dafür viel Zusam- menhalt. Es gibt Arbeitskreise und Austausch zu relevanten Themen. Weil am Ende alle vor ähnlichen Herausforderungen stehen. Nicola Machaczek umschreibt die Situation so: „Das PMO ermöglicht uns erstmalig eine unternehmens- weite Übersicht über die laufenden und geplanten Projekte und somit auch den Einsatz unserer Mitar- beitenden. Wir haben die Herausforderung, dass einige Kolleginnen und Kollegen über Überlastung klagen, weil ggf. Ressourcen falsch geplant wurden. Genau hier wollen wir mit dem PMO ansetzen. Gleich- zeitig wollen wir aber auch neue Projekte auf die Ziele unserer Strategie überprüfen und sie ggf. zurückstellen oder aufgrund möglicher Synergien mit anderen Projekten kombinieren. Am Ende dreht sich auch hier alles um die strategische Ausrichtung des Unternehmens und somit die Frage, wohin wir wollen. Das lässt uns konkrete Ziele definieren, den Weg überprüfen und schafft auch unter allen Mitar- beitenden mehr Identifikation mit dem Unter- nehmen.“

Um das alles in geregelte Bahnen zu lenken, wurde eine regelmäßige Abstimmungsrunde eingeführt: Ein Gremium aus allen Bereichs- und Stabsstellenleiten- den, die alle drei Wochen zusammenkommen und über das Projektportfolio im Unternehmen und die Ergebnisse aus dem Projekt Controlling schauen. So kann man einfach immer sehen, wo die Aachener gerade steht, was laufen für neue Projektanträge rein, wollen wir diese genehmigen, zurückstellen oder ablehnen? Das Ziel ist mehr Übersicht, mehr Kommu- nikation und viel mehr interdisziplinäre Zusammen- arbeit. Damit das funktioniert, laut Nicola Machaczek ein Umdenken erforderlich. „Viele werden sich erstmal überlegen: Was soll das jetzt? Das ist doch noch mehr Arbeit. Warum kann mein Projekt nicht direkt starten? Wieso soll ich jetzt erstmal Ziele oder Verantwortungen definieren? Das kostet doch Zeit.“ Aber es gibt auch viele, die wissen, dass sich etwas ändern muss, wenn man auch morgen erfolg- reich sein will. „Das ist ein bisschen wie mit dem Kli- maschutz“, erklärt Machaczek, „die meisten verstehen, was er bedeutet, und sagen, dass man da unbedingt etwas tun muss – solange es nicht zu viel Einfluss auf das eigene Leben hat. Überspitzt gesagt, wenn man dann nicht mehr bequem und billig überall hinfliegen kann, will man mit Klimaschutz doch nichts zu tun haben.“ Beim PMO ist es ähnlich. ist Erstmal findet man es gut und sieht ein, dass es notwendig ist. Aber wenn es dann heißt, man trifft sich regelmäßig, beleuchtet Projekte und macht Controlling, schreckt das Menschen ab. Viele brau- chen am Ende den Beweis, dass etwas, das als gut ange- priesen wird, auch gut ist. Die- sen Beweis muss das PMO und damit der Bereich Strategie/ Unternehmensentwicklung antreten. PROJEKT RISIKOMANAGEMENT Beschreibung: Die Welt ist aus verschiedenen Gründen in Aufruhr und die Aachener ist mittendrin. Viele Entwicklungen wirken sich direkt oder indirekt auf das Unternehmen und sein Geschäftsmodell aus. Deshalb sollte man Risikomanagement als Werkzeug durchaus ernst nehmen. Der Gedanke dahinter: Es gibt ein Risiko und einen Risk Owner. Der Risk Owner ist dafür verantwortlich, Risiken zu identifizieren und frühzeitig präventive Maßnahmen abzuleiten. Das Ziel dabei: Die Risk Owner in den verschiedenen Abteilungen sollen Risikomanage- ment als Steuerinstrument für ihre Arbeit sehen und es nutzen können, um im Sinne der Aachener zu handeln. Deshalb wurde das Risikomanagement der Aachener 2024 von dem GdW überprüft. Aus den Ergebnissen und Empfehlungen heraus wird dann 2025 das bestehende Risikomanagement optimiert und weiterentwickelt. Damit künftig keine Wald- brände mehr entstehen … Ziel Status Agieren statt reagieren Die ersten Schritte sind gemacht

PROJEKT ROADMAP ¥¦¥§ 2024 war viel Aufbau und Einfinden für den Bereich Strategie/ Unternehmensentwicklung. Für 2025 wurde eine erste Roadmap definiert, die das Team im Unternehmen implemen- tieren wird. Neben einer ganzheitlichen Unternehmensstrate- gie, die als Grundlage für einzelne Geschäftsfeldstrategien dient, soll auch das Thema Nachhaltigkeit darin fest verankert werden. „Wir wollen konkrete Ziele definieren, anhand derer wir unsere Projektroadmaps für die Folgejahre ausrichten. Jedes Projekt wird dahingehend überprüft, ob es auf unsere strategischen Ziele einzahlt, und entsprechend priorisiert oder gestrichen. Dazu wollen wir verschiedene ,Gremien‘ im Unternehmen integrieren, enger mit den operativen Bereichen zusammenarbeiten und Mitarbeitende im Unternehmen für unsere Kernziele sensibilisieren. Mit diesen Maßnahmen stellen wir sicher, dass wir, jede Abteilung und alle Mitarbeitenden wissen, inwieweit sein Handeln auf die Strategieziele einzahlt. Es wird ein gelebtes Vorgehen werden, bei dem alle erkennen, welchen Einfluss die eigene Arbeit auf die Unternehmensziele hat.“ Es wird jährlich eine Auswertung und Überprüfung des Strategieprozesses, Anpassungen und eine neue Roadmap geben. Mit besserer Planung, mehr Übersicht, mehr Blick nach vorn und vor allem mehr Spaß beim Arbeiten. Es geht um Controlling, aber nicht im Sinne von Kontrollieren oder Überwachen, sondern als Werkzeug, dass alle bei der Aachener für ihre Projekte nutzen können, um Übersicht und Kontrolle zu behalten. Und wie sieht jetzt die Roadmap 2025 … Ziel Status Die Zukunft der Aachener bauen Fortlaufendes Projekt, an dem alle beteiligt sind Die meisten Baustellen der Abteilung sind ein absolutes Change-Thema. Sowohl beim Thema Nachhaltigkeit als auch in Bezug auf strukturier- tes Planen, konzeptionelles Vorgehen etc. All das war bisher bei der Aachener nicht ausreichend strategisch verankert. Aber Change ist auch Transfigurare, und der Zeitpunkt für Veränderung ist genau richtig. Das spürt man auch in der Mitarbeiterschaft. Die Motivation, diese Verän- derungen mitzugestalten und Verantwortung zu übernehmen, ist hoch. In der jüngsten Umfrage zur Mitarbeiterzufriedenheit gaben viele an, dass sie Inte- resse an Projektarbeit, Weiterbildung und neuen Auf- gaben haben. Dieses offene Mindset braucht man, um erfolgreich ein Unternehmen in die Zukunft zu füh- ren. „Das Team bei der Aachener ist sowieso der Grund, weshalb ich mich jeden Tag auf meine Arbeit freue. Wir haben viel zu tun, aber man merkt, dass die Menschen hier mit viel Herzblut bei der Sache sind. Das motiviert und macht Lust auf die kommenden Aufgaben.“

Die Klimaziele sind gesetzt: Um die Erderwärmung zu bremsen, führt kein Weg an einer drastischen CO-Reduktion vorbei. Besonders der Gebäude- sektor steht in der Pflicht – er trägt rund 40 % zu den Emissionen bei. Wir haben Position bezogen: Die Aachener setzt an großen wie kleinen Stellschrauben an, um ihren Beitrag zu leisten. Dabei rücken wir eine altbekannte Frage immer wieder in den Fokus: Wie machen wir unseren Gebäudebestand klimafreundlicher, ohne durch Abriss und Neubau unnötig Ressourcen zu vergeuden? n e i g e t a r t s n g i s e D e v i s s a p r e r a b r e u e n r e g n u z t u N e s s i r d n u r G e l b i x e fl d n u z t a s n i E – n e l l e u q e i g r e n E – n e f u ä l s i e r k l a i r e t a M : n e m h a n ß a M . n e g n u r e d n ä s g n u z t u N – e i g r e n E r e u a r g r e n i e l k t i m e h c a f n i e r ü f n e i l a i r e t a M r e v i t i s o p a m i l k n o v g n u ß e i l h c S Lebensumfeldes.“ Stefan Aust eingeräumt als den Erfordernissen unseres ‚Geld‘ leider noch immer ein höherer Stellenwert langsam voranschreiten. Am Ende wird dem Thema unseren, auch eigenen, Bemühungen leider viel zu Sicht noch meilenweit vom Ziel entfernt sind und in Weg – auch wenn wir als Gesellschaft aus meiner Verantwortungen und beschreiten den erforderlichen „Als Eigentümer und Unternehmen sehen wir unsere Jedes Gebäude erzählt seine eigene Geschichte – mit individuellen Potenzialen, Grenzen und einer Menge gebundener Energie. Pauschallösungen gibt es nicht. Die kann es auch gar nicht geben. : g n u r e i g e r s e d n u B r e d e l e i Z . 5 4 0 2 s i b t ä t i l a r t u e N - „ O C – r h a J o r p n e g n u n h o W e u e n 0 0 0 . 0 0 4

AACHENER SWG MAGAZIN 2024 TRANSFIGURARE ¢Ÿ Einig – nicht einfach! Keine Frage, der Verzicht auf Klimastan- dards ist schon auf kurze Sicht unrentabel und schadet nach- folgenden Generationen. Hier ist die Studienlage deutlich. Trotzdem sind auch wir täglich mit dem Umstand konfrontiert, dass zahlreiche Faktoren geplante Maßnahmen schlichtweg unrentabel machen: Gesetzliche Anforderungen, Bauvorschrif- ten, gestiegene Materialkosten und Löhne, mangelnde technische Vernetzung, Mitarbeitermangel oder Materialknapp- heit – die Bauwende ist kein Selbstläufer. Auch was das Tempo betrifft: Für das Einhalten der 1,5°-Grenze muss der gesamte Gebäudebestand bis 2045 klimaneutral werden. Dem Ziel steht die aktuelle Baupraxis in Deutschland diametral entgegen. Denn nachhaltiges Bauen ist nie eindimensional. Es erfordert Abwägung, Pragmatismus und vor allem individuelle Lösungen. Als Wohnungsgesell- schaft haben wir keinen Zweifel daran, dass Subs- tanzerhalt und Sanierung meist der bessere Weg sind – doch wir wissen auch: Jede Entscheidung muss sorgfältig austariert werden. Für uns bedeu- tet das, nicht nur Gebäude zu bewahren, sondern auch das, was uns als Unternehmen ausmacht, bezahlbaren Wohnraum und Eigentumsbildung gleichermaßen mitzudenken. Weder restriktiv noch dogmatisch, sondern mit einer Flexibilität, die dem echten Leben gerecht wird. Und ja, es gibt Fälle, in denen ein Neubau die sinnvollere Lösung ist – etwa, wenn eine sozial verträgliche Sanierung nicht machbar ist, wenn Abriss- und Materialkosten vertretbar bleiben oder wenn ganz neue Quartiere entstehen. Dann sehen wir es als unsere Verantwortung, neue Wege zu erproben – wie in Trier, wo wir als Bauträgermaßnahme das Passivhaus-Konzept in einem Pilotprojekt testen und so unterschiedliche Produkte für unterschied- liche Gruppen am Markt platzieren. Ergebnisoffen. In den meisten Fällen ist die Bestandssanierung nachhaltiger und kostengünstiger als ein Neubau. Man spart den Abbruch, den neuen Rohbau und mindestens ein Drittel an Bauzeit. Natürlich gibt es Ausnahmen, etwa wenn die alte Bausubstanz zu schlecht ist. Aber in den meisten Fällen macht Sanierung mehr Sinn. Trotzdem brauchen wir auch Neubauten, um den Wohnungsmangel in Deutschland zu lindern. Dabei setzen wir auch auf nachhaltige Optionen wie Holzbau. Hochwertige Neubauten können den Markt entspannen, denn die Menschen, die dort einziehen, ziehen meist aus günstigeren Wohnungen weg – was Platz für andere schafft. (nattmann + bruns)

Unser Ziel ist es, für jedes Projekt die optimale Lösung zu finden. Eine Lösung, die Mietenden finanziell nicht überlastet und mit dem klaren Fokus auf CO-Reduktion, Ressourcenschonung und lebenswerte Quartiere für die Zukunft. Denn eins ist sicher: Klimaschutz beginnt dort, wo wir leben. Und wir tragen eine Verantwortung, die weit über unsere Gebäude hinausgeht. mer, Verantwortung zu übernehmen.“ Stefan Aust Bestand steht und fällt mit dem Willen der Eigentü- Eigentum verpflichtet. Die Dekarbonisierung im „In Artikel 14 des Grundgesetzes ist geregelt, dass

ALT. NEU. ANDERS. EIN ZWISCHEN- STAND. Klimaschutz ist eine der wichtigsten Heraus- forderungen für unsere Gesellschaft, der Bausektor ist besonders gefragt und der Bestand betroffen. Wird Nachhaltigkeit auf allen Ebenen sowie unter Berücksichtigung aller Parameter und Auswirkungen bewer- tet, ist der Klimapfad der Königsweg: von grauer Energie zu grüner Zukunft. Doch wie erneuert man denn nun alten Bestand? Mit- unter anders als geplant. Projekt-Notiz, Stefan Aust (stellv. Niederlassungsleiter Düsseldorf), 2022: Es ist so weit. Bald starten wir mit den Umsiedlungen. Unsere Liegenschaften in Düsseldorf- Garath haben das Ende ihres Lebenszyklus erreicht und sind technisch so veraltet, dass Änderungen längst überfällig waren. Deshalb werden wir die 415 Wohneinhei- ten umfassende Großwohnsiedlung Am Kapeller Feld und in der Adalbert-Probst- Straße in den kommenden Jahren umfassend energetisch modernisieren und sanieren. Um genau zu sein: 243 Wohnungen, betroffen sind die Blöcke 2, 3, 4, 7 a und 7 b Die restlichen 172 Wohnungen sind nicht sanierungsfähig und werden abgerissen. Hierfür soll ein moderner Neubau zusätzlichen Wohnraum schaffen. Das erfordert jetzt natürlich einen umfassenden Rückbau der Blöcke 1, 5 und 7 c, über den wir unsere Mietenden heute informiert haben. Hier komme ich ins Spiel. Ich bin gespannt, wie das alles funktioniert. 415 Wohnungen energetisch optimieren. Mix aus Bestandssanierung und Neubau. Ziel: An beiden Standorten nach Beendigung aller Maßnahmen insgesamt 580 bis 600 Wohnungen durch flächeneffi- zienteren Neubau schaffen. Bis dahin Ersatzwohnraum finden.

AACHENER SWG MAGAZIN 2024 TRANSFIGURARE ¢¬ WENIGER ENERGIE. WENIGER EMISSIO- NEN. WAS DIE AACHENER IN GARATH BEWEGT. In Deutschland werden jedes Jahr rund 750 Millionen Tonnen CO ausgestoßen – etwa 100 Millionen davon entstehen allein durch das Heizen von Gebäuden. Noch immer stammen rund 95 % dieser Wärme aus fossilen Energien. Besonders ineffizient: Gebäude aus den Baujahren vor 1973. Genau dort setzen wir in Düsseldorf-Garath an. „Dekarbonisierung heißt für uns: Beste- hende Gebäude so sanieren, dass sie lang- fristig CO2-frei betrieben werden können“, erklärt Jens Bartsch vom Architekturbüro nattmann + bruns, das unser Projekt beglei- tet. Zwei Dinge stehen dabei im Fokus: den Energiebedarf drastisch senken – und die technische Basis schaffen, um perspektivisch auf erneuerbare Energien umzustellen. Die energetischen Verbesserungen an der Gebäu- dehülle sind dabei ein zentraler Hebel: Diese Maßnahmen allein halbieren die CO-Emis- sionen im Betrieb. Damit und mit moderner Anlagentechnik, die etwa niedrigere Vorlauftemperaturen ermöglicht, legt die Aachener die Grundlage für eine spätere sinn- volle Umstellung auf klimafreundliche Wärmeversorgung. „Die Sanierung in Garath ist damit nicht nur ein Projekt – sondern ein wichtiger Beitrag auf dem Weg zu einem klima- neutralen Gebäudebestand in Deutschland.“ (nattmann + bruns) Projekt-Notiz, Stefan Aust, Frühsommer 2024: Seit knapp zwei Jahren bin ich damit beschäftigt, Wohnungen leerzuziehen und Umzüge in unserem Bestand zu organisie- ren. Eine Mammutaufgabe, die viel Vor-Ort-Präsenz erfordert, um die Bewohner unseres Quartiers beim Sanierungsprojekt wirklich mitzunehmen. Kann ich auch gut nachvollziehen, so eine Umsiedlung ist ein echter Einschnitt. Doch wir haben wirklich tolle Mietende, wir sind gut im Plan. Heute feiere ich tatsächlich mein persönliches „Richtfest“, die erste Hälfte der Entmietung ist geschafft! Wenn es mit der zweiten Hälfte genauso gut läuft, können wir spätestens Ende März 2026 mit dem Abriss starten. Dachdämmung: ca. 60 % effizienter. Außenwände: ca. 70 % besser isoliert. Fenster: ca. 60 % mehr Wärmeschutz.

? Bausubstanz nochmal genau prüfen. Abriss Block 1, 5, 7 c kritisch befragen. Wenn nötig, alles auf anders.

AACHENER SWG MAGAZIN 2024 TRANSFIGURARE »Ÿ Unter Berücksichtigung aller Faktoren und nicht ohne Diskussionen hat die Aachener nach neuerlicher Substanz-Bewertung entschieden, auf Neubauaktivitäten und damit verbundene Abrissmaßnahmen zu verzichten und stattdessen alle 415 Wohnungen ener- getisch zu sanieren. Zwei der ursprünglichen Abrissprojekte, in Summe 140 Wohneinhei- ten, gehen aufgrund ihrer völlig veralteten Gebäudetechnik in die Kernsanierung und sind daher leergezogen. Das Sanierungsprogramm folgt dabei dem der bewohnten Blö- cke, mit der Ausnahme, dass alle Maßnah- men, die in den bewohnten Blöcken zeitversetzt mit dem Wohnungswechsel durchgeführt werden, in diesen zwei Blö- cken in einem Schritt erledigt sind. Zusätzliche Wohnfläche schafft die Aache- ner durch die Integration vorhandener Log- giaflächen in den Wohnraum sowie die gleichzeitige Neuinstallation von Balkon- anlagen – zusätzlicher Wohnraum, wie ursprünglich vorgesehen, entsteht so natürlich nicht. Wie dies abschließend zu bewerten ist, wird die Rückschau ergeben, zeigt sich Stefan Aust nachdenklich und zieht für sich ein erstes Zwischenfazit mit Blick auf die Planung: „Mir war bei Beginn des Umsiedlungsprojektes in 2022 nicht klar, dass es hinsichtlich der konkreten Umsetzung sowie der technischen Details intern noch keine finale Agenda gab.“ Ein Projekt dieser Größenordnung ist hochspannend, aber eben auch hochkomplex. Jedes Projekt, da zeigen sich die betreuenden Architekten entspannt, erfährt insbesondere in der Anfangszeit Änderungen. Projekt-Notiz, Stefan Aust, April 2025: Aktuell befinden wir uns in den letzten Zügen der Entmietung der Blöcke 1 und 5 – von den zuletzt noch 15 umzusiedelnden Mie- tern im Bereich Adalbert-Probst-Straße 17/19 inklusive eines Nachzüglers aus dem Bereich Am Kappeler Feld 80 haben 14 bereits eine Wohnung gefunden, die nun von uns hergerichtet werden. Mit einem Mieter sind noch Besichtigungstermine geplant. Ich denke, die wichtigsten Entscheidungen sind getroffen und die weit überwie- gende Anzahl der Fragen ist beantwortet. Wir arbeiten jetzt noch in Ruhe alles ab, bevor die eigentlichen Modernisierungsarbeiten im Wohngebiet beginnen. Die Arbeiten laufen über etwa ein Jahr, mit einem Schwerpunkt von rund vier Monaten. Natürlich können wir die Bestände dafür nicht komplett leerziehen. Damit das funktioniert, bleiben wir vor Ort. Anders geht es bei einem Projekt dieser Trag- weite auch gar nicht.

NEIN Am·bi·gu·i·tät /Ambiguität/´ „DAS PRINZIP PASSIV- HAUS STELLEN WIR NICHT IN FR AGE.“ Daniel Schieben In Trier trifft ein hochinnovatives Konzept auf einen Markt, der noch zwischen Verstehen, Wollen und Können schwankt. Was jetzt von der Aachener gefragt ist: Ambiguitätstoleranz. Unsere Fähigkeit, wider- sprüchliche Handlungsweisen zu ertragen. „ Auf Dauer w ird sich der Betrieb eines Niedrigenergie- hauses rechnen, zurzeit fehlt v ielen allerdings die finanzielle Basis f ür eine solche Investition.“ Werner Boesen, Niederlassungsleiter Trier Transfigura: FORME UM! Oder wie die Aachener die Zukunft des Wohnens neu denkt In einer Welt, in der Klimaziele keine Option, sondern Ver- pflichtung sind, verändert sich auch der Anspruch an das Bauen. „Transfigurare“ – verwandeln, umgestalten – ist nicht nur das Leitthema dieses Magazins, sondern ein passender Begriff für das, was in Trier auf der Tarforster Höhe bereits vor fünf Jahren begann: ein radikales Umdenken im Wohnungsbau. Dabei geht es auch, so stellt Daniel Schieben (kaufmänni- scher Niederlassungsleiter Trier) den Ansatz ins Verhältnis, um die Aufforderung zur Umgestaltung und nachhaltigen Entwicklung von Bauprojekten. Qualität und Ästhetik eingeschlossen. „Für mich ist Nachhaltigkeit primär mit hoher Ästhetik und herausragendem Material verbunden. Denn nur wenn der Mensch etwas schön, wertvoll und ansprechend findet, pflegt und repariert er es. Der Nutzer geht würdevoll mit der Sache um. Preisgünstige und modeabhängige Materialien werden in der Regel vernachlässigt und schnell ausgetauscht. Sollten wir weiterhin planerisch den Lebenszyklus ausblen- den und Produkte so konstruieren und produzieren, dass diese nur eine kurze Lebensdauer aufweisen, verwandeln wir die Dinge hin zum Negativen. Hochwertige und ästhetisch ansprechende Dinge sind im obigen Kontext automatisch ökologisch und sozial nachhaltig.“

Zurück auf Anfang, Rückblick 2020 Vom Konzept zur Konsequenz Schon Anfang 2020 traf die Stadt Trier eine zukunftswei- sende Entscheidung: das am Passivhauskonzept orientierte Neubaugebiet „Zur alten Eiche“ nur für Niedrigenergiehäu- ser – mit klaren Anforderungen an den Heizwärme- und Pri- märenergiebedarf, Ersterer beispielsweise wurde auf maximal 15 kWh/m¥a begrenzt. Unsere Reihenhauszeile mit sechs Einfamilienhäusern, ent- wickelt von der Aachener in Kooperation mit der Stadt, setzt auf eben dieses Passivhausprinzip: dichte Gebäudehülle, intelligente Lüftung, Photovoltaik und Wärmepumpe statt Öl und Gas. Eine Bauweise, die auf Dauerautarkie, Wohnkom- fort und Klimaschutz zielt. Und eine Antwort auf die Energie- krisen gibt, noch bevor diese allgegenwärtig wurden: Die Projektzusage kam im November 2020 – mitten in der ersten Corona-Winterwelle. Der Baustart verzögerte sich bis 2022, inzwischen belasteten Ukrainekrieg, Materialknappheit und steigende Baukosten das gesamte Marktumfeld. Dennoch wuchs in der Krise das Interesse an energieautarken Gebäu- den: Wer unabhängig heizt, wohnt sicherer. „Das Passivhaus ist die ideale Basis f ür die Baustandards der Zukunft: energieeffizient, w irtschaftlich und komfortabel.“ Damian Wiatrowicz, Bauleiter

AACHENER SWG MAGAZIN 2024 TRANSFIGURARE »¬ Transfigurare bedeutet auch: Qualität sichtbar machen Beim Thema Nachhaltigkeit geht es nicht nur um Technik, sondern auch um Haltung. Wer Qualität baut – langlebig, schön, werthaltig –, schützt Ressourcen doppelt: ökologisch und sozial, davon ist Daniel Schieben überzeugt. „Nur was wir als wertvoll empfinden, behandeln wir auch so.“ Und genau hier setzt die Idee des ästhetisch anspruchsvollen Passivhauses an: dauerhafte Architektur, die Wohnen komfortabel und kli- mafit macht. Bauleiter Wiatrowicz nennt hier die großzügi- gen, variablen Grundrisse, eigene Gärten und Dachterrassen in sonniger Süd-West-Ausrichtung, Fußbodenheizung in allen Wohngeschossen sowie die Vollunterkellerung. ▷ Marktträgheit ≠ Konzeptschwäche Die zurückhaltende Nachfrage darf nicht als Scheitern des Konzepts verstanden werden, davon sind wir überzeugt. Viel- mehr spiegeln sich hier strukturelle Herausforderungen eines Markts, der sich inmitten eines Wandels befindet, sowohl poli- tisch als auch wirtschaftlich und mental. Die EU-Taxonomie, erklärt Daniel Schieben, die steigenden Energiepreise und das Bewusstsein für Klimarisiken werden diesen Wandel beschleu- nigen. Die Frage ist nicht, ob das Passivhaus zukunftsfähig ist. Die Frage ist: Wann erkennt der Markt seinen wahren Wert? ▷ Förderung als Brücke in die Zukunft Was jetzt hilft: gezielte Förderprogramme, kluge Beratung, verständliche Kommunikation. Denn wer die Anfangsinvesti- tion stemmen kann – unterstützt etwa durch die KfW –, profi- tiert schließlich kein Luxu sprodukt, sondern ein Beitrag zur Dekarbonisierung. Und es ist, über den gesamten Lebenszyklus betrachtet, wirtschaftlich. langfristig. Das Passivhaus ist Transfigurare beginnt im Kopf. Und im Quartier. Unsere sechs Reihenhäuser in Trier sind mehr als ein Pilotprojekt. Sie sind für uns ein Realitätscheck: Wie bereit ist unsere Gesell- schaft wirklich für den Wandel? Noch ist das Ergebnis durch- wachsen. Doch mit jeder Entscheidung für ein energie- effizientes Haus, mit jedem Käufer, der nicht nur auf den Kaufpreis, sondern auf die Zukunftskosten schaut, nimmt die Transformation Fahrt auf. Das ist und bleibt unsere Überzeugung. Wer heute passiv baut, ist morgen aktiv im Klimaschutz. JA

AACHENER SWG MAGAZIN 2024 TRANSFIGURARE «Â Zur alten Eiche: Fakten im Überblick ZUR ALTEN EICHE: Fakten im Überblick Standort: Tarforster Höhe, Trier Reihenhauszeile mit 6 Einfamilienreihenhäu- sern, davon 2 Eck- und 4 Mittelhäuser, begrünte Carport-Gemeinschaftsanlage, Außenanlagen Projektstart: Konzeptzusage: Baustart: Fertigstellung: Energiestandard: November 2020 Frühjahr 2022 2024 ▷ Heizwärmebedarf: max. 15 kWh/mµa ▷ Primärenergiebedarf: max. 95 kWh/mµa ▷ Orientierung am Passivhauskonzept Energetisches Gesamtkonzept: ▷ Hochgedämmte, perfekt ausgelegte Gebäudehülle ▷ Photovoltaikanlage und Möglichkeit eines Batteriespeichers (KfW 40 NH möglich) ▷ Eigene Ladestation-Wallbox für PKWs und E-Anschluss für E-Bikes ▷ Heizung und zentrale Warmwasserversorgung auf Basis einer Luft-Wasser-Wärmepumpe (Strom aus Eigenproduktion) ▷ Dezentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung (bis zu 89 %) Besonderheit: Keine klassische Öl- oder Gasheizung: Bewohner nutzen ökologische Energiequellen, was sie nahezu energieautark macht Vorteile für Käufer: Niedrige Betriebskosten, hohe Wohnqualität durch gleichmäßige Temperaturen & frische Luft, langfristiger Werterhalt, Beitrag zum Klimaschutz, förderfähig über KfW & andere Programme Die Gebäudehülle wurde in energetisch relevante Kategorien unterteilt: Böden und Kellerdecken (Abgrenzung nach unten): Stahlbeton-Bodenplatte auf einer lastabtragenden Dämmung d = 24 cm Außenwände Kellergeschoss (Abgrenzung seitlich): Kellergeschoss als Weiße Wanne + Perimeterdämmung d = 24 cm Außenwände Erdgeschoss bis Staffelgeschoss (Abgrenzung seitlich): Erdgeschoss bis Staffel- geschoss Wärmedämmmauerwerk d = 24 cm + Wärmedämm- verbundsystem d = 24 cm Dächer und Decken (Abgrenzung nach oben): Stahlbeton-Dachdecke und Stahlbeton-Terrassendecke gedämmt d = 24 cm (im Mittel) Fenster und Bauteile mit transparenten Flächen (transparente Bauteile): Fenster mit 3-facher Isolierverglasung (Ug-Wert 0,50)

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(psssst). Und dann ... Zwit schern vögel rauschenblätter, knackenäste, duftetlaub, verführenblüten. ... macht uns die Natur ganz –

HYPER FOKUS Holz Nachhaltig, ressourcenschonend und recycelfähig, dabei wirtschaftlich und effizient: Holz ist zum Buzzword der Stunde avanciert – und führt als zukunfts- trächtiges Baumaterial den Diskurs einer klimagerechten Wohnungswirtschaft an. Wurden hölzerne Strukturen lange Zeit mit ländlichen Regionen assoziiert, wandern Wälder im Zuge des Holz-Booms in urbane Umwelten. Lockern das Bild beton- und stahllastiger Stadtlandschaften durch eine warme Optik auf. Archi- tektonischer und technischer Herausforderungen zum Trotz nimmt das Interesse am Bauen mit dem Rohstoff Holz spürbar zu, das Zukunftsinstitut rief jüngst sogar das Holzzeitalter aus. Weltweit scheint ein Wettlauf um die nachhaltigste, höchste, vielseitigste Holzbauweise entbrannt, Wettbewerbe und Preise sowie auch die Politik fordern Architektur und Baukunst gleichermaßen heraus. Mitten- drin: die Aachener. Mit Neubauprojekten wie „Woodstöckchen“ (s. Magazin zum Geschäftsbericht ’23), einem Hybrid in Köln-Nippes sowie einem Konzept zur Nach- verdichtung – ebenfalls in Nippes – nähert sie sich dem Thema ganz praktisch an. Folgt sie dem Weg des Holzes auf unterschiedlichen Pfaden – im Rahmen der Exkur- sion NORDICS – BAUEN MIT HOLZ FÜR EINE MODERNE STADTENTWICKLUNG sogar bis nach Südschweden. Besichtigt, bestaunt, begutachtet. Beurteilt. Und bewer- tet dabei immer wieder neu, von Fall zu Fall. Bezahlbaren Wohnraum für alle zu schaffen, ist schließlich ein Anspruch, dem der Hype ums Holz genügen muss. E l e n a V i n n i k i s e n w ü r d e n . “ i m G e g e n s a t z z u g ü n s t i g e r o d e r i w e n g s t e n s g l e i c h a n d e r e n B a u w e i s e n i i s t s o w e d e K o s t e n i M e h r w e r t v o r h a n d e n w e r d e n , w e n n d e r „ D e r H o l z b a u k a n n n u r z u m S e l b s t l ä u f e r i D e A a c h e n e r w ä g t a b : Fakt ist: Holz fördert als vielseitiger Baustoff eine klimafreundliche und ressourcen- schonende Architektur. ja. wir wissen das Aber

Als CO‘-Speicher bindet Holz Kohlenstoff schon während des Wachstums und speichert ihn langfristig in Gebäuden. Vorgefertigte Elemente Nachwachsender Rohstoff Innovation Kürzere Bauzeit Neue Maßstäbe Vorgefertigte Elemente beschleunigen den Bauprozess erheblich und reduzieren die Bauzeit, während die natürlichen Eigenschaften von Holz ein angenehmes Raumklima schaffen und Feuchtigkeit auf natürliche Weise regulieren. Als nachwachsender Rohstoff unterstützt Holz die Kreislauf- wirtschaft und schont Ressourcen. Gleichzeitig treibt der Holzbau Innovationen voran, indem er Digitalisierung und smarte Baulösungen ermöglicht. Trotz höherer Materialkosten können durch die kürzere Bauzeit Einsparungen erzielt werden. Holz vereint ökologische Vorteile mit wirtschaftlicher Effizienz und setzt neue Maß- stäbe für nachhaltiges Bauen.

H o l z b a u ? S I E M A C H T S t r ö m u n g e n w e i d e m A a c h e n e r n e u e n t r a d i t i o n s r e i c h e s W e i n ä h e r t s i c h e i n U n t e r n e h m e n w e i d i e W e g S I C H A U F D E N A u c h i m ü b e r t r a g e n e n W o r t s i n n . „ W i r h a b e n i n n e r h a l b k ü r z e s t e r s p ü r e n k o n n t e n , d e n Z a u b e r , d e n d e r G e n i u s L o c i m e i n t ? w i r t s c h a f t l e i s t e n k a n n . G e f u n d e n h a b e n s i e j e d e M e n g e H o l z . s c h e r u n d s o z i a l e r H e r a u s f o r d e r u n g e n d e r W o h n u n g s - u n d F o r s t - B e i t r a g H o l z a l s R e s s o u r c e u n d B a u s t o ff z u r L ö s u n g k l i m a p o l i t i - W a l d u n d H o l z N R W – g i n g e n s i e d e r F r a g e a u f d i e S p u r , w e l c h e n G e m e i n s a m m i t d e n I n i t i a t o r e n d e r T o u r – d e m L a n d e s b e t r i e b K o p e n h a g e n d a s E x p e r t e n t e a m d e r A a c h e n e r f ü h r t e . O b s i e i h n b a u - E x k u r s i o n M i t t e 2 0 2 4 v o n H a m b u r g ü b e r S c h w e d e n n a c h E s s i n d v o r n e h m l i c h W ä l d e r , d u r c h d i e d i e d r e i t ä g i g e H o l z - g e w o n n e n “ , f a s s t e i n e T e i l n e h m e r i n z u s a m m e n . z u m g r o ß v o l i u m g e n u n d m e h r g e s c h o s s i g e n B a u e n m i t H o l z Z e i t e i n e V i e l z a h l v o n E i n d r ü c k e n u n d f u n d i e r t e n I n f o r m a t i o n e n HOLZBAU ALS GRUNDERFAHRUNG Wenn von Genius Loci die Rede ist, geht es um die einzigartige Aura eines Ortes – diesen schwer greifbaren, aber spürbar vibrierenden Vibe, der ihn unverwechselbar macht. Der Mensch ist ein Wesen des Raums, instinktiv verortet, mit der Umgebung verwachsen, fast wie ein Baum, der seine Wurzeln tief ins Erdreich schlägt. Er nährt sich am Raum, steht mit ihm in ständigem Austausch, wird von ihm geformt – und formt ihn zugleich. Leben ist der Drang, Gestalt zu geben. Raum ist nicht nur Kulisse, sondern Mitspieler, Resonanz- körper, Identitätsträger. Wir sind Teil davon – und hinterlassen unsere eigene Spur. Damit ist Holz mehr als nur ein Baustoff – es ist Symbol, Glücksbringer, kultureller Code. In vielen Teilen der Welt klopft man auf Holz, um das Schicksal zu besänftigen, um Glück festzuhalten. Doch Holz spricht nicht nur zu unserem Aberglauben, sondern auch zu unserem tiefen, instinktiven Drang zur Naturverbundenheit. Die Biophilie-Hypothese beschreibt genau das: unsere angeborene Sehnsucht nach lebendigen Systemen – Bäume eingeschlossen. Holz gibt uns Trost, Halt, eine haptische Verbindung zur Natur, die in digitalen Zeiten umso wertvoller wird. Gerade in der Architektur entfaltet Holz diese Kraft: Es schafft Atmosphäre, verbessert Akustik und Luftqualität, bringt Wärme ins Design. Holz ist also nicht nur Material. Es ist Resonanz, Berührungspunkt, lebendige Brücke zwischen Mensch und Natur. Und vielleicht genau das, was wir in Zeiten des Umbruchs brauchen – genau das, was eine SOZIAL orientierte Wohnungswirtschaft braucht.

AACHENER SWG MAGAZIN 2024 TRANSFIGURARE ¡ Da geht was! Vernetzen kann man auch in Växjö gut. Ziele setzen. Einigkeit schaffen. Das zieht. Vor allem die Stadtbevölkerung mit Investoren an. Schon 1996 wurden verbindliche kommunale Klimaschutzziele vereinbart, mittlerweile trägt die Universitätsstadt den Titel „Europe’s Greenest City“ – der CO‘-Ausstoß konnte um 70 % auf 1,4 Tonnen pro Kopf gesenkt werden. Von Wohneinheiten als mehrgeschossigem Holzbau über Kitas, Schulen, Sporthallen und Universitätsgebäude bis hin zu Büros, Stadthalle oder Bahnhof ist Växjö ein lebendiges Reallabor, dessen Erfolg dem konsequenten Aufbau von Kompetenzen in Zusammenarbeit von Kommune, Linnaeus University, Industrie und Unternehmen zugeschrieben wird.

IM RAHMEN DER Möglichkeiten. Die Auseinandersetzung mit der Thematik zeigt: Vieles ist möglich. Manchmal heißt das in der Praxis: möglich machen, was geht. Im Rahmen der Möglichkeiten kreativ und flexibel bleiben. Optimistisch opportunistisch. Einmal mehr, wenn der Rahmen keine Wege ebnet. Ein Credo, das die Aachener lebt, ohne sich in Unlösbarem, im Wünschen zu verlieren. Pragmatisch bleibt und vor allem die Chancen sieht: lernen. Erfahrung sammeln. Zum Beispiel im Umgang mit Holz im Bestand.

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Die Aachener hat bereits einige Erfahrung in der Aufstockung von Gebäuden gesammelt, jedoch auch immer wieder – oft durch den jeweiligen Statiker angeregte – Ansätze verfolgt, die zu einer Hybridlösung führten. Diese Ansätze erscheinen in der Umsetzung allerdings zu aufwändig und langwierig, da die beiden Gewerke Rohbau (mit Schalung, Stahl und Trocknungsphasen) und traditioneller Zimmermannsbau (zeitintensive Einzelmontage eines Dachstuhls) aufeinander abgestimmt werden mussten, was insgesamt viel Zeit in Anspruch nahm. Zeit sparen wurde zur Devise, das Gewerk Holzbau klar fokussiert, Vorfertigung und zügige Montage – Holzbau macht’s möglich. So entstand die Idee, die Aufstockung an der Königsberger Straße in Holzrahmenbauweise zu planen. Da das Gebäude an der Tilsiter Straße „nur“ vier Geschosse hat und durch die Novellierung der Bauordnung ebenfalls eine Umsetzung in Holzbauweise möglich schien, überprüften wir die Kosten (ca. kostenneutral) und schlugen der Aachener vor, auch dieses Projekt in Holzbauweise zu realisieren. Dadurch konnten wir gleichzeitig ein nachhaltiges und einzigartiges Pilotprojekt ins Leben rufen.

STATUS QUO WOODSTÖCKCHEN ALS STATUS QUO? Holz leistet einen wertvollen Beitrag zur Reduzierung grauer Energie – der entscheidende Hebel für mehr Klimaschutz beim Bauen. In Deutschland entstehen jährlich 230 Millionen Tonnen Bau- und Abbruchabfälle – 55 % des gesamten Mülls. Der Zementverbrauch allein verursacht 35 Millionen Tonnen CO‘ pro Jahr, was 31 % der Emissionen des Gebäudesektors ausmacht. Besonders problematisch: Der Rohbau – hier stecken 80 % der Bau-CO‘-Emissionen. Trotz dieser enormen Belastung konzentrierte sich die ökologische Bewertung von Gebäuden bisher fast ausschließlich auf die Energie- effizienz während der Nutzung. Eine nachhaltige Bauweise jedoch muss graue Energie mitdenken. Hier kommt der Holzbau als zukunftsfähige Alternative ins Spiel. Bei der Aachener heißt das ganze Woodstöckchen – wir haben berichtet.

BITTE weitergehen „Es gibt in allen Bauweisen Vor- und Nachteile. Diese müssen wir für uns als Aachener definieren und dann können wir vielleicht in ein paar Jahren unseren Weg gehen.“ Elena Vinnik urbaner und Umgestaltung ländlicher Räume, Erhalt und Weiterentwicklung bestehen- der Bauten, innovative Bau- und Planungsan- sätze – Deutschland befindet sich im Wandel. Nachhaltige Lösungen erfordern mehr als rein technische oder wirtschaftliche Anpassungen. Eine Umbaukultur ist gefragt, die den Bestand stärkt, den Neubau neu denkt und die gestalte- rische Qualität hebt. „Nicht jedes Gebäude kann auf das hohe Qualitätsniveau eines Neubaus gebracht wer- den. Dennoch lassen sich viele Gebäude erheb- lich verbessern, sofern keine gravierenden statischen Probleme bestehen. Besonders in Großstädten mangelt es jedoch an ausreichend Wohnraum. Dieses Problem lässt sich nicht allein durch die Modernisierung und Aufsto- ckung bestehender Häuser lösen.“ (Aachener) Der Diskurs zeigt: Holzbau bietet konkrete Lösungsansätze für bezahlbaren Wohnraum, setzt aber gleichzeitig einen Systemwandel voraus, der den Bogen zwischen Materiallogis- tik bis zur gesellschaftlichen Wahrnehmung schlägt. Der offene Umgang mit dem Baustoff und das Hinterfragen vermeintlicher Ein- schränkungen sind essenziell, um neue Wege zu erschließen. Dabei geht es nicht um avant- gardistisches Design oder technische Höchst- leistungen. Vielmehr zeigt sich die Stärke von Holz in funktionalen, durchdachten Gebäuden, die seine Eigenschaften gezielt nutzen. Hier setzt die Weiterentwicklung von Bauprozessen und Technologien an. Holzschrauben Rund 70.000 Holzschrauben halten die Wohnanlage Woodstöckchen zusammen. A A C H E N E R S W G 4 2 0 2 N I Z A G A M T R A N S F I G U R A R E Œ

BOLLES+WILSON Foto: Markus Hauschild BOLLES+WILSON

Foto: Roos Aldershoff (www.roosaldershoff.com)

Foto: Roos Aldershoff (www.roosaldershoff.com)

AACHENER SWG MAGAZIN 2024 TRANSFIGURARE 84 Foto: Frank Aussieker Foto: Frank Aussieker

Foto: Frank Aussieker

W leben E N N IHR wohnen arbeiten NICHT B E T E N WOLLT, shoppen lesen WAS WOLLT gutes tun IHR D spielen A N N ?

AACHENER SWG MAGAZIN 2024 TRANSFIGURARE 90 Seine Funktion als Gotteshaus hat die Dominikanerkirche aus dem Jahr 1294 übrigens schon vor 200 Jahren aufgeben müssen. Seitdem wurde sie schon als Fahrradparkhaus, Lagerhaus, Eventlocation für Blumenausstellungen und Boxkämpfe und sogar als Karnevalssaal zweckentfremdet. Doch das monumentale Bauwerk wurde mit den Jahren immer maroder und so richtig erfolgsgekrönt war keines dieser Umnutzungskonzepte. Bis sich das Architekturbüro Merkx + Girod und die Buchhandlungskette Selexys dem ehrgeizigen Projekt annah- men, der Kirche neues Leben einzuhauchen. Und zwar ein blühendes. Mission: possible. Auch wenn das Projekt zwischen- zeitlich durch finanzielle Nöte zu scheitern drohte, konnte man durch Crowd-Fundraising die Pläne erfolg- reich umsetzen. Heute wird die Kirche zwar kommer- ziell genutzt, doch ist es gerade der Erhalt der sakralen Architektur und Elemente, der spannende Mix aus göttlichen Vibes und weltlichen Genüssen in Form von Literatur, Kuchen und Kaffee, der diesen Ort so magisch erscheinen und zu einem der Sehenswürdig- keiten Maastrichts werden lässt. Dass eine Kirche auch ganz irdische Probleme lösen kann, hat das Architekturbüro Pfitzner Moorkens in der Hannoveraner Gerhard-Uhlhorn-Kirche bewiesen. In dem denkmalgeschützten Sakralbau leben heute 34 Studentinnen und Studenten. Außerdem sind vier wohnraumgeförderte Apartments entstanden. In Zei- ten mangelnden bezahlbaren Wohnraums in innerstäd- tischen Lagen erscheint dieses Nutzungskonzept als besonders naheliegend – doch natürlich stellte der Um- und Einbau die Projektverantwortlichen vor enorme Herausforderungen. J a h r 5 2 2 . 0 0 0 2 0 2 2 i d e M i t g l i e d e r k a t h o l i s c h e v e r l i e ß e n K i r c h e i m d e s b ü r g e r s i n d 3 9 M o i . B u n d e s b ü r g e r i n n e n k o n f e s s i o n s l o s u n d B u n - s c h e n K n a p p o d e r j e d e r e v a n g e l i s c h e n 2 . D e u t s c h e K i r c h e i s t d e r z u g e h ö r i g k a t h o l i -

AACHENER SWG MAGAZIN 2024 TRANSFIGURARE Ž Last, but not least noch ein Beispiel, dass selbst kreativste Lösungen, scheinbar weit hergeholte Ideen in Kirchenräumen umgesetzt werden können. Die Rede ist von der Kirche St. Sebastian in Münster, in der heute 95 Kinder toben, spielen und die Welt entdecken. Aufgrund rückläufiger Mitgliederzahlen wurde die 1962 erbaute Kirche im Jahr 2008 entweiht. Erst im nächsten Schritt folgte ein Architektenwett- bewerb, den das Büro Bolles+Wilson aus Münster für sich entschied. Auch wenn es kostengünstiger gewesen und nicht auf Widerstände gestoßen wäre, die Kirche abzureißen und einen Neubau zu errich- ten, entschied man sich dafür, den auffälligen elliptischen Ziegelbau zu erhalten. Schließlich gehört das Bauwerk – wenn auch nicht denk- malgeschützt – seit jeher ins Stadtbild und einfach so abreißen: Muss das wirklich sein? Eben. Schließlich sind auf zwei Geschossen Grup- penräume eingebaut worden samt wetterfestem, grasgrünem Spiel- deck in XXL-Format. Die Besonderheit: Die Gläser der markanten, quadratischen Kirchenfenster wurden entnommen, sodass nun ein permanenter Luftstrom durch den geöffneten Innenraum fließt. Ent- standen ist somit eine Allwetter-Spielfläche, die den Kleinen das Toben an frischer Luft ermöglicht. Um zusätzlich Platz für Technik, Küche und Büros zu schaffen, wurde ein zusätzlicher Anbau errichtet. In diesem befindet sich auch ein Mehrzweckraum, den die Bewohne- rinnen und Bewohner des angrenzenden Quartiers nutzen können. Eine Win-win-Situation für die gesamte Nachbarschaft – und ein Exempel dafür, wie ein ungenutztes Kirchengebäude zu neuer, leben- diger Nutzungsform finden kann. Schließlich gehört das Bauwerk seit jeher ins Stadtbild. S C H E I B E N S T R A S S E S T . S E B A S T I A N I N M Ü N S T E R

T HAUS VOM E S G O T DREI ZU DEN DER MODELLEN U M N U T Z U N G MODELL EINMAL I S A K R A L 1: SAKRAL, R . E M M MODELL 2: S A K R A L R A U M BENEFITS. WITH 3: MODELL SAKRALRAUM WIRD A L L T A G S R A U M . Dieses Modell sieht vor, die bauliche Substanz der Kirche komplett zu wahren und den Raum für eine möglichst kirchennahe Nutzung zu öffnen. Denkbar sind dabei etwa die Verpachtung an andere Gemeinden sowie Kooperationen mit Seelsorge, gemeinnützigen Organisationen oder Vereinen. Ziel bei der Umsetzung dieses Modells ist es, dass die Kirche der Ortsgemeinde als neuer Entdeckungsraum erhalten bleibt. Eine Kirche – doppelte Nutzung. Mit Gottesdiensten im verkleiner- ten Kirchenraum auf der einen Seite und Kindergarten, Bibliothek, Kolumbarium oder öffentlichem Versammlungsraum in einem abge- trennten, umgebauten Bereich auf der anderen Seite. Durch den erweiterten Nutzungskreis werden neue Einnahmen für die Kirche generiert und der sakrale Bau kann gleichzeitig bestehen bleiben. In diesem Fall endet die sakrale Nutzung der Kirche und der Raum wird im Zuge komplexer Umbau- oder Neubaumaßnahmen profa- niert. Es lassen sich nun Konzepte zur caritativen, kulturellen oder kommerziellen Nutzung realisieren – von Obdachlosenschlafstelle über Konzerthalle bis hin zu neuem Raum für Wohnen, Gewerbe oder Gastronomie.

AACHENER SWG MAGAZIN 2024 TRANSFIGURARE 98 Grundstücksbestands, der Eigentums- und Belastungsverhältnisse sowie des Bau- und Planungsrechts ist es den Expertinnen und Exper- ten möglich, ein strukturiertes Konzept zu erarbeiten. In dieses Nut- zungs- und Erschließungskonzept fließen vor allem Erkenntnisse aus dem Dialog mit projektbeteiligten Menschen ein. Für welche Umnut- zungsideen zeigt sich die Kirchengemeinde offen? Welche Wünsche und Anregungen tragen beispielsweise Bürgerinitiativen zu dem Pro- jekt bei? Welche Umnutzung wäre ein absolutes No-Go für das betei- ligte Bistum? Sind alle Parteien mit dem vorgelegten Konzept einverstanden, erfolgt die Erarbeitung eines städtebaulichen Ent- wurfs, der neben der Darstellung des Konzepts auch 3D-Visualisierun- gen beinhaltet. Abschließend runden eine Wirtschaftlichkeitsanalyse, eine Projektbewertung sowie ein Meilensteinplan das Beratungsan- gebot der Aachener ab. Ziel einer solchen Machbarkeitsstudie ist es, das Genehmigungsverfahren mit der Stadt vorzubereiten. Denn neben den Kirchengemeinden und den Bistümern gelten auch die Städte und Kommunen als wichtiger Akteur im Umnutzungsprozess – insbeson- dere, wenn es um Nutzungsänderungen geht, die das Bau- und Pla- nungsrecht betreffen. So sind Kirchengrundstücke planungsrechtlich als Fläche für den Gemeinschaftsbedarf, also für die öffentliche Nutzung vorgesehen. Weicht das Nachnutzungskonzept von dieser ursprünglichen Form ab, muss der Bebauungsplan von der Stadt bzw. der Gemeinde aktiv durch ein Planänderungsverfahren geändert werden – ein Prozess, der durchaus mehrere Jahre dauern kann. Besonders langwierig sind dabei die Beantragungen normgerechter Nachweise von Brand- und Wärmeschutz sowie der Standsicherung. Ein weiterer wichtiger Punkt bei der Umsetzung von Nachnutzungs- konzepten ist die rechtssichere Übergabe des Kirchengebäudes. Um die würdige Nachnutzung zu vereinbaren und im Grundbuch eintra- gen zu lassen, stehen diverse Möglichkeiten zur Auswahl – von Ver- kauf und Verpachtung über Nutzungsüberlassung und Vergabe im Erbbaurecht bis hin zur Schenkung. Betrachten wir noch einmal die Nachnutzung der Gerhard-Uhlhorn-Kirche als Studentenwohnheim, kommt auch gleich der nächste wichtige Punkt zum Vorschein: der Umgang mit der sakralen Ausstattung. Dieser kann ebenso Bestandteil der rechtssicheren Übergabe sein und hier verbindlich festgelegt werden.

Neben dem Bau- und Planungsrecht muss man auch das Kirchenrecht, den Denkmalschutz sowie das Urheberrecht im Blick behalten. Endet die kirchliche Nutzung und wird die Kirche nicht mehr für die Feier der Liturgie beansprucht, spricht man von einer Profanierung des Kirchengebäudes. Diese nimmt der Diözesanbischof vor. Im Zuge der Profanierung wird auch sichergestellt, dass die Kirche künftig nicht auf unwürdige Weise genutzt werden darf. Der Denkmalschutz greift bei den allermeisten Nachnutzungsverfahren. So sind von den rund Fazit: Denkbar ist vieles – doch scheitern visionäre Nach- nutzungskonzepte oftmals an ganz profanen Dingen. 45.000 katholischen und evangelischen Kirchen in Deutschland gut 39.820 denkmalgeschützt. Eine bauliche Veränderung oder der Abriss eines denkmalgeschützten Gebäudes bedarf dabei einer vorherigen Genehmigung. Und die sollte möglichst zu einem frühen Zeitpunkt erfolgen, indem Planer und Architekten die Denkmalbehörde der Kommune in Beratungs- und Entscheidungsprozesse miteinbeziehen, um gemeinsam zu erörtern, welche Realisierungen möglich sind. Während der Gebäudeabbruch das Urheberrecht nicht tangiert, kön- nen die geänderte Fortnutzung oder bauliche Maßnahmen am Gebäude die Persönlichkeitsrechte des Architekten oder Planers beeinträchtigen.

J E T Z T KO M M T ’ S : D E R W E I S H E I T L E T Z T E R S C H L U S S . V I E L L E I C H T.

ursprünglichen sakralen Dienst des Gebäudes. Kirchen verletzen – vor allem, wenn erhebliche bauliche Maßnah- als Seniorenheim, Studentenwohnheim oder Obdachlo- men und starke Eingriffe in den Raum vollzogen werden. senschlafstelle stoßen seltener auf Widerstände. Ebenso Der Abriss einer Kirche und die neue Verwertung des wie die kulturelle Nutzung als Theater, Konzertraum Grundstücks gilt demnach als letzter Ausweg, den es oder Museum. Weniger gern gesehen scheinen kommer- unbedingt zu vermeiden gilt. So heißt es im Weihgebet zielle Nutzungsformen wie Restaurants, Büros oder pri- der Kirchweihliturgie: „In festlicher Feier weihen wir dir vat genutzte Wohnräume. Knackpunkt: Die profane heute dieses Haus des Gebets. Es soll dir für immer gehö- Nutzung des Sakralraums kann Gefühle von Gläubigen ren. Dieser Ort sei geheiligt für immer.“ F Ü R I M M E R . Doch halt! Betrachtet man den kulturgeschichtlichen Wohnraum. Zahlreiche Gründe sprachen also dafür, die Kontext, so sieht man doch: Auch sakrale Orte entwickeln Gebäude abzureißen, um Raum für ein neues, lebendiges sich weiter. Seit jeher wurde auf Kirchenruinen neu Miteinander zu schaffen. Generationsübergreifend und gebaut, Neues ist entstanden, Leben ging weiter – wenn nachhaltig, mit Kindertagesstätte und Seniorentages- auch in anderer Form. Transfigurare in Reinform. Trans- pflege. Ein Quartierskonzept, das sowohl dem Selbstver- figurare, das ein radikales Umdenken erfordert. Das ständnis der katholischen Kirche als auch dem fest bringt noch einmal die Aachener aufs Tableau – konkret verankerten Leitbild der Aachener entspricht. Und so ver- mit der Quartiersentwicklung St. Monika in Köln- wandelt sich der einstige kirchliche Begegnungsort in ein Bilderstöckchen: neues Zuhause für viele unterschiedliche Menschen. Eine Auf rund 7.500 m2 entsteht ein nachhaltiges Wohnquar- Fortschreibung der Geschichte, die für viele Menschen tier, und zwar genau an jenem Ort, wo einst die Kirche St. eine glückliche Wendung nimmt. Ein Neuaufbruch, von Monika samt Gemeindesaal, Küsterwohnung und Kinder- dem sich ein jeder sein eigenes Bild und seine eigene Mei- garten stand. Das Spannungsfeld: Die Kerngemeinde nung machen kann. Kritik? Einwände? Unbedingt schrumpfte von Jahr zu Jahr, die Kirchengebäude waren erwünscht. Denn nur ein produktives Für und Wider, ein baufällig, wobei sich die dringend notwendige Sanierung stetiges Abwägen ermöglicht ein Transfigurare, das stän- wirtschaftlich nicht mehr rechnete. Gleichzeitig herrschte dig in Bewegung bleibt und Kirchenräumen eine neue ein enormer Bedarf an Grundstücken für bezahlbaren Zukunft ermöglicht.

DIE WELT DAS KLIMA DIE MÄRKTE ALLES IM WANDEL. DAMIT DER GELDSTROM EBENSO IM FLUSS BLEIBT, HAT DIE AACHENER EINE NEUE ORGANISATIONSEINHEIT GEGRÜNDET. R E S O M L E A H C I M Diese kümmert sich darum, Investitionen zu planen und Finanzie- rungen so zu gestalten, dass sie den Wandel aktiv mittragen und ermöglichen.

AACHENER SWG MAGAZIN 2024 TRANSFIGURARE ‰‰0 zur letztendlichen Vertragsunterzeichnung der Finanzierungs- und Sicherheitendokumentation dauern. Dazwischen gilt es, eventuelle Hürden aus dem Weg zu räumen. So müssen mitunter noch einige Parameter, wie beispielsweise die Höhe des Eigenkapitals oder die vorgesehene Anzahl geförderter Wohnungen, angepasst werden. Ob ein Projekt dann wirtschaftlich noch rentabel ist, entscheidet sich oft erst im Finanzierungsprozess. Auch nach Abschluss einer Finanzie- rungsrunde ist der Job noch nicht beendet. Die qualitativen und quantitativen Vorgaben an das laufende Reporting nehmen nach Mosers Einschätzung exponentiell zu. „Auch, wenn wir aufgrund der von der EU-Kommission jüngst vorgestellten so genannten Omnibus- Verordnung voraussichtlich von der CSRD-Berichtspflicht befreit wer- den, lassen uns die für die Banken geltenden Vorgaben zur Taxonomie bezüglich der Ermittlung von Nachhaltigkeitskennzahlen diesbezüg- lich wahrlich nicht von der Angel“, sagt er hierzu. Manchmal passen auch einfach die Angebote der Banken nicht zu den Vor- stellungen der Aachener Finanzierungsexperten – oder es finden sich nur schwer geeignete Banken, die ein robustes Interesse an der Begleitung eines Investitionsvorhabens der Aachener zeigen. Kurzum: Wir befinden uns in einem unruhigen Fahrwasser – und das zu einem Zeitpunkt, an dem die Aachener extremen Handlungsbedarf hat, Bestandsimmobilien zukunftsfest zu modernisieren.

FAKTOR LEIDENSCHAFT. Hat hier jemand raues Fahr- wasser gesagt? Da fühlt sich Michael Moser genau in seinem Element. Er braucht seine tägliche Crunchti- me, um auf Betriebstemperatur zu kommen. Dass an seinem ersten Arbeitstag bei der Aachener SWG schon nach einer kurzen dreißigminütigen Eingewöhnungszeit bereits der erste Intensivpatient auf seinem Tisch lag, kam ihm da nur gelegen. Schließlich zählen Belastbar- keit, Durchhaltevermögen und Professionalität ebenso wie eine Affinität für Veränderungen zu den Grundtu- genden eines Finanzierers. Mit Mosers Worten gesagt: „So bleibt der Puls im Takt.“

FAKTOR KOMMUNIKATION. It’s all about human relationship. Eine gute Vernetzung ist auch für die Finanzie- rungstruppe erfolgsentscheidend. Nicht nur mit internen Abteilungen, sondern auch mit externen Finanzierungspart- nern und Fördergebern. So lassen sich Marktentwicklungen rechtzeitig erken- nen und Impulse in das Unternehmen zurückgeben. Michael Moser bringt’s auf den Punkt: „Wir müssen manch- mal den Eintopf schon riechen, bevor das Huhn geschlachtet wird.“ Na dann, prost Mahlzeit! … und es lohnt sich immer ein zweiter Blick. - l a e D e d n e f i e r g r e b ü t r o s s e r t t a t s n e k n e d o l i S . t h c a m e g s u a h h c u a - n e m m a s u Z e r ä n i l p i z s i d r e t n i t t a t s n i e M n - i e M d n u n i e l K - n i e l K , s m a e T e r a r u g fi s n a r T n i e t s i r e i h h c u A . n e d n fi u z r o v h c o n r e m m i d n i s t i e b r a - n e t f a h c s n e g e i L / g n u r e i z n a n i F h c i e r e B m o v d r i w d n u – h c i l r e d r o f r e n i E . n e ß o t s e g n a r e d e w i r e m m i , t s i d n e r h ü f l e i z s e o w , t r o d l l a r e b ü n o v n e d m U „ . h t a r a G n i n e b a h r o v ß o r G s a d t s i r ü f r e i h l e i p s i e b r e t s u M r h e s r e i h r i w n e b a h , n e l e i z r e u z g l o f r E n e t h c s n ü w e g n e t g i l i e t e B n e l l a r e r e s n u g n u d n i b n i E r e t n u h c u a , m a e T s e g i t f ä r k g a l h c s n i e g i t i e z h ü r f e t h c i e r r e h c r u d a d e D i . t g ü f e g n e m m a s u z , r e n t r a p t k e j o r P n e n r e t x e e m e l b o r P e i d d n i s t f O . n e g e l g e W n e d n i e n i e t S t f a h c s l l e s e g u a b s g n u n - s g n u r e i z n a n i F n e u e n r e d n i h c u a n u n s a d , n e d r o w e g r e n e h c a A r e d t n e m u r t s n I s e t n e n a m m i n i e t i m o s t s i n e i l i b o m m I n o v f u a k r e V d n u - n A r e D - h o W d n u - s g n u l d e i S r e d e i d , e d n ä t s m U n e r e ß u ä e i d r u n t h c i n d n i s s e h c o D . t s i n e b o h e g f u a t u g g n u l i e t b a

D e r K ö n i g s w e g a u s f i n a Ein schwerwiegendes Familien- schicksal, psychische Probleme, Arbeitslosigkeit – es gibt zahlrei- che Gründe, weshalb Personen plötzlich in finanzielle Schieflage geraten und ihre Miete nicht mehr zahlen. Die gute Nachricht: Als Mietende der Aachener werden Menschen in dieser pre- kären Lage nicht allein gelassen. Dafür sorgen jetzt zwei Sozial- arbeiterinnen, die mit dem Pilot- projekt „Aachener Mietberatung“ Betroffenen praktische Lösungs- wege aufzeigen, sie beraten und wenn nötig an weitere Hilfsstellen vermitteln. Ein Pilotprojekt mit Zukunft? n zieller Schieflage.

AACHENER SWG MAGAZIN 2024 TRANSFIGURARE ‰‰8 Ein Pilotprojekt? Für Jana Schulz und Rike Möller ist es längst mehr als das: ein waschechtes Herzensprojekt. So ist es ihnen ein ganz persönliches Anlie- gen, die Beratung nicht nur allein auf Mietfragen zu beschränken, sondern die Mietenden bei der Lösung ihrer persön- lichen Probleme zu unterstützen. Denn aus eigener Kraft können sich nur die wenigsten aus der finanziellen Not retten – oft mit drastischen Folgen: Denn im schlimmsten Fall droht den zahlungsunfähigen Mieterinnen und Mietern der Wohnungsverlust. Diese existentielle Bedrohung ist besonders dramatisch, vor allem, wenn auch Kinder betroffen sind. Zwar ist es das Ziel der Aachener, den Wohnungsverlust zu vermeiden, dennoch gibt es Situatio- nen, in denen ein solcher nicht mehr verhindert werden kann. Häufig wurden Anträge einfach aus Unwissenheit nicht gestellt oder wich- tige Fristen versäumt – da lässt sich ein drohender Wohnungsverlust noch gut abwenden.“ Damit dies gelingt, haben die beiden Frauen einen konkreten Masterplan entwickelt, der eine profes- sionelle wie auch menschliche Herange- hensweise erfordert: Nachdem sie gemeinsam mit den Betroffenen die Hintergründe für die Mietrückstände geklärt haben, helfen sie dabei, die Mietzahlung zu sichern und künftig für regelmäßige, pünktliche Überweisungen zu sorgen. In diesem Zuge werden auch Leistungsansprüche geprüft, Hilfsangebote gesucht und Anträge gemeinsam gestellt, wobei sich der enge Austausch mit Behörden und Ämtern wie dem Jobcenter oder dem Sozialamt bezahlt macht. Zusätzlich vermitteln die beiden Sozialarbeiterin- nen ergänzende Beratungsstellen, etwa im gesundheitlichen, sozialen oder psychischen Bereich. Diese wichtigen Sofortmaßnahmen sind oftmals drin- gend notwendig. erat u n g. b t e M i : t i x E t s a L

AACHENER SWG MAGAZIN 2024 TRANSFIGURARE ‰©0 Etwa wenn Mietende nicht auf die Hilfsangebote reagieren, Vereinbarun- gen nicht einhalten oder Mietrück- stände und Begleitumstände so gravierend sind, dass keine tragfähige Perspektive mehr besteht. „Wir merken in der Praxis, dass die Gründe, warum Mietende in Zahlungsschwierigkeiten geraten, sehr vielfältig sein können“, sagt Christian Simon, Bereichsleiter Wohnungswirtschaft, der das Mietbera- tungsprojekt auf Seiten der Aachener SWG als Initiator und Impulsgeber betreut und als Koordinator dafür sorgt, dass das Projekt über alle Schnittstellen hinweg reibungslos funktioniert. „Oft sind es ganz persönliche oder auch organisatorische Hürden, die zu Proble- men führen – zum Beispiel Sprachbar- rieren oder einfach Unwissenheit über Unterstützungsmöglichkeiten.“ Genau hier setzen die Aachener Mietbera- tung und die wertvolle Arbeit der Sozialarbeiterinnen an: So früh wie möglich erfahren die Mietenden die nötige Unterstützung, damit sie nicht erst in der Krise auf uns zukommen. Doch weshalb wird die Aachener Mietberatung gerade jetzt ins Leben gerufen? Hat vielleicht auch der Blick auf die Preisschilder im Supermarkt etwas damit zu tun, dass immer mehr Menschen ihre Miete nicht mehr zahlen können? Aufgrund von Inflation und gestiegenen Lebenshaltungskosten wird es vor allem für Menschen mit geringem Einkommen immer schwieriger, das Geld für die Miete aufzubringen. Wenn das Haushaltsbudget gerade so für das tägliche Leben reicht, aber keine Rück- lagen für besondere Ausgaben gebildet werden können, reicht ein kaputter Kühlschrank und die finanzielle Situa- tion gerät aus dem Gleichgewicht. „Aber es gibt neben den persönlichen Belas- tungen auch strukturelle Probleme wie lange Bearbeitungszeiten und unklare Zuständigkeiten der Leistungsträger. Zum Beispiel betragen die Bearbei- tungszeiten für Wohngeld aktuell meh- rere Monate. Selbst wenn das Wohngeld rückwirkend ab Antragsstellung gezahlt wird, geraten viele Mieterinnen und Mieter dann erst einmal in einen Miet- rückstand. Zudem haben sie bis zur Bewilligung keine Sicherheit über die Höhe des Wohngelds“, geben Möller und Schulz zu bedenken. Die Probleme hinter den Zahlungs- schwierigkeiten sind also immer häufi- ger nicht mehr nur hausgemacht, sondern wurzeln auch in der wirtschaft- lichen Lage Deutschlands sowie in bürokratischen Prozessen. Ein beunru- higender Trend, den auch Christian Simon wahrnimmt. Die Aachener Miet- beratung hat er also genau zum richtigen Zeitpunkt ins Leben gerufen und mit dem SKM und SkF verlässliche, kompe- tente Partner gefunden, mit denen die Aachener bereits in der Vergangenheit erfolgreiche Projekte wie „Housing first“ und „Schutzwohnung“ realisiert hat. Mietp a r t e i en über die M i e t 0 4 n e d r u w m Seitde . t u e r t e b g n u b erat W o ein Willeist,is aucheinWeg. t

AACHENER SWG MAGAZIN 2024 TRANSFIGURARE ‰©2 „Mir sind eigenverantwortliches Arbeiten und ein großer Gestaltungsspielraum wichtig. Dafür braucht man Vorgesetzte, wichtig. Dafür braucht man Vorgesetzte, die einem vertrauen und die einen machen lassen. Und Kolleginnen und Kollegen, die man anstacheln und als Mitstreiter für Ideen begeistern kann. Das alles habe ich hier gefunden.“ „Mir ist wichtig, dass ich Freude an der Arbeit habe, die ich mache, dass ich Interesse Arbeit habe, die ich mache, dass ich Interesse an neuen Aufgaben habe und dass die Abwechslung an neuen Aufgaben habe und dass die Abwechslung nie verloren geht.“

„Eine Übereinstimmung der Unternehmenswerte mit den persönlichen Werten ist für mich ein Muss.“ „Unser Ziel als Betriebsrat ist es, ein Höchstmaß an Zufriedenheit „Unser Ziel als Betriebsrat ist es, ein Höchstmaß an Zufriedenheit und ein positives Betriebsklima in unserem Unternehmen und ein positives Betriebsklima in unserem Unternehmen zu fördern. Die Wege dorthin sind zu fördern. Die Wege dorthin sind manchmal herausfordernd, manchmal herausfordernd, aber wir geben nicht auf!“ „Eine offene Kommunikation „Eine offene Kommunikation auf Augenhöhe und eine positive Teamdynamik sind für positive Teamdynamik sind für mich entscheidend.“

UNTERNEHMERIN, °± JAHRE, ERFOLGREICH, VON CHRISTLICH¯ SOZIALEN WERTEN GEPRAGT, NEUGIERIG, UNTERNEHMUNGS¯ LUSTIG, SUCHT BEGLEITER FÜR EINE ABWECHSLUNGS¯ REICHE, GEMEINSAME ZUKUNFT. Zuschriften bitte unter Chiffre Aachener2025.

DIE REAKTION DER AACHENER? SIE CHECKT ERSTMAL DEN PULS. Die Zeichen der Zeit sehen ist das eine, auf die Zei- chen zu reagieren etwas ganz anderes. Deshalb hat die Aachener eine neue Stabsstelle im Unternehmen geschaf- fen: Mitarbeiterbindung und -entwicklung. Hier sitzen mit Wasja Lin und Tim Zwerner zwei Profis, die wissen, wie man ein attraktiver Arbeitgeber wird. Unterstützt werden sie dabei von einer Werkstudentin. Tim Zwerner beschreibt die Aufgabenverteilung: „Mein Aufgaben- feld ist das Recruiting – von Stellenausschreibung über das Vorstellungsgespräch bis zum Onboarding. Da steigt dann Kollege Lin mit ein.“ Der führt weiter aus: „Genau, wir ergänzen uns einfach sinnvoll. Ich bin eher für die Entwicklungsthemen zuständig und für Coa- chings. Und ich bin auch Anlaufstelle für Mitarbeitende bei individuellen Anliegen.“ Ein wichtiger Faktor bei der Arbeit in der Abteilung ist zuhören. Ein anderer verstehen. Um den Status quo möglichst umfassend festzuhalten, haben die beiden eine Pulsumfrage und verschiedene interdisziplinäre Workshops gemacht. Die Pulsumfrage basiert auf dem renommierten Gallup Q12 und dessen Engagement- Index. Mit zwölf Ja-Nein-Fragen, angepasst an die Anforderungen der Aachener, lässt sich so die Mitarbei- terbindung erfassen. Dazu gehören Fragen wie „Wissen Sie, was man im Job von Ihnen erwartet?“ oder „Gibt Ihnen die Mission oder der Zweck Ihres Arbeitgebers das Gefühl, dass Ihr Job wichtig ist?“. Aber auch Fragen wie „Haben Sie einen ,besten Freund‘ auf der Arbeit?“ oder „Wurde Ihre Arbeit in den letzten sieben Tagen aner- kannt bzw. haben Sie Lob für Ihre Arbeit erhalten?“. „Das bringt viele Leute zum Nachdenken“, erklärt Wasja Lin, „auch über Begrifflichkeiten. Jeder hat z. B. irgendeine Vorstellung von Wertschätzung, aber wenn man fragt: ,Was heißt Wertschätzung für dich ganz per- sönlich?‘, sind die Antworten sehr vielschichtig. Genau deshalb haben wir nicht einfach eine Umfrage gemacht, sondern auch Workshops daran gekoppelt.“ Tim Zwerner ergänzt: „Wir wollten von den Mitarbei- tenden hören, was sie beschäftigt, was ihnen wichtig ist, was vielleicht ihre Bedürfnisse, Wünsche, Anregun- gen sind, damit wir dann auch besser darauf reagieren können, was wirklich aus der Mannschaft rauskommt und nicht von oben einfach vorgegeben wird. Nicht ‚Komm wir machen mal das‘, sondern die Frage, was ist wirklich sinnvoll, was kommt an, was wird gebraucht.“ Die Umfragen und Workshops haben gezeigt, dass die Aachener stabile Eckpfeiler hat, aber auch, dass sie als Arbeitgeberin noch Luft nach oben hat. Deshalb ist es gut, dass jetzt gehandelt wird. Wasja Lin erklärt: „Die Umfrage hat unter anderem offengelegt, dass die Mitarbeitenden sich mehr Möglichkeiten zur Selbstver- wirklichung, z. B. in der Weiterbildung, wünschen. Job- spezifisch, aber auch über den eigenen Tellerrand hinaus. Und zwar nicht mit einem Seminar im Jahr, son- dern konstant. Daraus konnten wir direkt eine konkrete Maßnahme ableiten und haben die Company-Campus- Lernplattform eingeführt.“ Dank Pulsumfrage wird die Mitarbeiterzufriedenheit und damit ein wichtiger Indi- kator für die Attraktivität der Aachener messbar. Grund genug, sie jährlich durchzuführen und natürlich wei- tere Maßnahmen abzuleiten, die sich positiv auswirken. All das bedeutet, dass die Aachener einen großen Schritt gemacht hat: von administrativer Personalar- beit hin zu HR-Management, bei dem der Mensch im Mittelpunkt steht. Wasja Lin erklärt dazu: „Rein betriebswirtschaftlich irgendwelche Excel-Tabellen hin- und herzuschieben, zu planen, das ist keine Kunst. Aber zu sagen, okay, was treibt denn die Kennzahl? Was brauchen denn die Menschen, die diese Kennzahl prä- gen? Wenn wir sagen Faktor Mensch, heißt das ja auch, wie beeinflussen wir diesen Faktor – positiv wie nega- tiv? Was machen wir gut, was machen wir schlecht? Da muss man ansetzen und sagen, wenn wir jetzt rein betriebswirtschaftlich von Leistung und Produktivität reden, wie können wir die denn durch die Menschen steigern? Und wie sorgen wir dafür, dass es den Men- schen gut geht? Da kommen Themen wie psychologi- sche Zufriedenheit und Engagement ins Spiel. Das versuchen wir, weil es eben sehr ,weiche‘ Themen sind, mit Umfragen und Work- shops zumindest zum Teil zu quantifizieren.“ Auch wenn die Abteilung noch relativ am Anfang ihrer Arbeit steht, werden die Ergebnisse immer mehr sichtbar. Sicherheit, Motivation, Ist der Puls erstmal gecheckt, geht es für Elke Nippold-Rothes ans Handeln. Für sie bedingt Arbeitgeber-Attraktivität als Basis Organisationsentwicklung im Sinne von klaren Strukturen, neuen Rollenbil- dern und klar definierten Prozessland- schaften. Und dass man bei aller Technologie und Prozessoptimierung den Menschen nicht aus den Augen verliert – eine wichtige Rolle von HR und der Führungsmannschaft. Gerade in unsicheren Zeiten ist es Auf- gabe der Führungskräfte, Orientierung und Sicherheit zu bieten, damit Mitarbeitende den Wandel konstruktiv mittragen oder initiieren. Dazu braucht es gut ausgebil- dete und stabile Führungskräfte auf allen Ebenen.

UND WAS MACHEN WIR JETZT? WIR MACHEN ES ENDLICH ANDERS. New Work ist auch für die Aachener ein wichtiges Thema. Freitags am Mittag frei zu haben und im Som- mer ein Eis spendiert zu bekommen, ist zwar schön, aber reicht heute nicht mehr aus, um die eigene Attrak- tivität zu erhöhen. Für Wasja Lin geht es bei New Work darum, den Mitarbeitenden Vertrauen auszusprechen, ihnen die Verantwortung für ihre Leistung zu überge- ben und sie freier agieren zu lassen. Darin, wie sie ihren Tag planen und ihre Stärken einbringen. Oder um es anders zu sagen: „Also wenn New Work ein Haus ist, dann geben wir den Mitarbeitenden sturmfrei. Aber sie haben eben auch die Verantwortung, dass das Haus nach dem Wochenende noch steht und ordentlich aus- sieht.“ Tim Zwerner hat noch andere Gedanken zum Thema: „Wir haben Wertewandel am Arbeitsmarkt, wir haben die jüngere Generation, die auch einfach eine ganz andere Ausgangslage hat für ihre Jobsuche. Die sagt, ich will sowohl das, was ich mir privat vornehme, machen können als auch natürlich mich beruflich wei- terentwickeln und da meine Leistungen abrufen. Ich finde, das eine widerspricht dem anderen nicht. Und das ist einfach ein essenzieller Bestandteil für die Zukunft.“ Die Work-Life-Balance wird für alle Mitarbei- tenden zunehmend wichtiger und trägt viel zur Mitar- beiterzufriedenheit bei. Deshalb soll Leistung nicht mehr auf Kosten von Arbeits- oder Lebensfreude gehen, sondern im Einklang entstehen. So wird der „Faktor Mensch“ zum positiven Multiplikator in einem agilen Unternehmen. Zu New Work gehören für Elke Nippold- Rothes auch neue, flexible Arbeitszeitmo- delle, die vor allem Vertrauen und „Führungsverant- Steuerung brauchen: wortliche sollten zunächst klare Ziele mit ihren Mitarbeitenden vereinbaren und dar- auf vertrauen, dass ihre Mitarbeiter auch ohne starre Vorgaben verantwortungsvoll arbeiten und ihre Ziele erreichen wollen. Eine Kultur der Eigenverantwortung und Ergebnisorientierung ist hier zentral: Es sollte zählen, was erledigt wird, nicht wann oder wo genau. Diese Ergebnisorientierung geht Hand in Hand mit Transparenz und klarer Zielkommunikation, damit alle wissen, worauf es ankommt. Außerdem braucht es Respekt vor indivi- duellen Bedürfnissen. Moderne Arbeitszeit- modelle sollten auf Wertschätzung der individuellen Lebensentwürfe der Mitarbei- tenden basieren. Ob jemand früh morgens oder spät abends am produktivsten ist, ob jemand wegen der Familie mittags eine Pause braucht oder parallel ein Studium absolviert – zeitgemäße Modelle sollten sol- che Unterschiede berücksichtigen und nicht den ,Einheitsarbeiter‘ voraussetzen. Die Norm muss sein: Flexibilität im Rahmen gemeinsamer Ziele. Solange die vereinbarten Ergebnisse stimmen und das Team verläss- lich zusammenarbeitet, sollte es normal sein, dass unterschiedliche Menschen unter- schiedlich arbeiten.“

Neben aller Flexibilität müssen die Menschen auch weiterhin zusammenarbeiten können. Nicht nur in ihren eigenen Bereichen, sondern zunehmend auch interdisziplinär. Elke Nippold-Rothes sagt dazu: „Interdis- ziplinäre Zusammenarbeit funktioniert dann am besten, wenn man Neugier und Ver- ständnis für die Arbeit der anderen fördert. Mitarbeitende müssen zunächst wissen, wie die Tätigkeiten und Ziele der anderen Abtei- lungen aussehen – nur dann können sie effektiv zusammenarbeiten.“ Sie findet es wichtig, das Mitarbeitende Gelegenheit zum Austausch haben, bei Workshops, Bar- Camps oder Projekttagen. So etwas bringt Perspektivwechsel und Aha-Momente. Genau wie beispielsweise eine temporäre Job-Rotation. Genauso wesentlich ist eine entsprechende Kultur, die von oben vorge- lebt wird. Dazu Elke Nippold-Rothes: „Wenn Führungskräfte Silodenken durchbre- chen wollen, sollten sie selbst bereichsüber- greifend agieren und Teams danach zusammensetzen, was eine Aufgabe erfor- dert – nicht strikt nach Organigramm.“ Dazu gehört für sie auch „Sharing is caring“: Wenn Mitarbeitende spüren, dass Wissenttei- len und gemeinsam Lösungen finden positiv bewertet und belohnt wird, dann trauen sie sich eher, über den Tellerrand zu schauen. Letztlich befähigt man zu interdisziplinä- rem Arbeiten, indem man ein vertrauens- volles Umfeld schafft, in dem Fragenstellen erlaubt ist und unter schiedliche Fachleute auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten. Unterstützung durch Weiterbildungen und Moderation kann das Ganze zusätzlich anstoßen, aber die innere Haltung – wir gehören zusammen, haben ein gemeinsa- mes Ziel und lernen voneinander – ist der Schlüssel. bei Führungsstil, Diese Faktoren spielen auch eine Rolle, wenn es um Mitarbeiterbindung und Fluk- tuation geht. Weitere Faktoren sind die genannte Work-Life-Balance und vor allem eine entsprechende Unternehmenskultur mit Teamarbeit und Wertschätzung. Dafür braucht es vor allem auf der Führungs- ebene die richtige Haltung. „Ein wert- schätzender dem Vorgesetzte ihren Mitarbeitern auf Augen- höhe begegnen, Feedback geben und Erfolge anerkennen, ist fundamental“ , findet Elke Nippold-Rothes, „Führungskräfte sollten Zeit für Führung haben und zuhören – das klingt selbstverständlich, ist aber in der Praxis oft ein Knackpunkt, da viele Führungs kräfte noch zu stark – manchmal aus schließlich – im operativen Geschäft eingebunden sind. Wenn Mitarbeitende das Gefühl haben, als Mensch gesehen zu wer- den und Teil eines starken Teams zu sein, entwickeln sie Loyalität. Eine wichtige Rolle kommt dabei den Führungskräften zu. Des- halb sind auch die Auswahl und Schulung von Führungskräften ein wichtiger Hebel, um Mitarbeitende zu halten.“

WAS SOLL DAS ALLES BRINGEN? MEHR ATTRAKTIVITÄT · INNEN UND AUSSEN. Das Thema Employer Brand steht bei der Abteilung Personalentwicklung und -bindung noch ganz am Anfang. Tim Zwerner erklärt: „Da sind wir noch etwas auf der grünen Wiese. Es gibt viele Dinge, die da zusam- menkommen. Company Campus, Sommerfeste, Azubi- ausflüge, das Arbeitszeitmodell, unsere Kultur, unsere Werte – all das muss zusammen gedacht werden. Und wir müssen rausfinden, wofür wir stehen wollen, was wir nach außen darstellen wollen. Dafür arbeiten wir eng mit der Kommunikationsabteilung zusammen.“ Wasja Lin ergänzt: „Für uns ist wichtig, dass unsere Mit- arbeitenden, egal, ob im Homeoffice oder im Büro, positive Erlebnisse und Emotionen mit der Arbeit ver- knüpfen. Und wenn man das immer wieder hinbekommt, ist man ein wirklich guter Arbeitgeber. Und dann hat man im Prinzip automatisch eine großartige Arbeitge- bermarke geschaffen.“ Die Zusammenarbeit mit der Unternehmenskommu- nikation ist wichtig. Nicht nur als Signal nach innen, sondern auch, um ein ganzheitliches Konzept mit mess- baren Zielen und Ergebnissen zu haben. Und mit diesem Konzept als Marke im Markt aufzufallen. Denn der Wettbewerb, besonders um Fachkräfte, ist immens, und wenn man sich hier nicht positiv und professionell dar- stellt, hat man sehr schnell einen Nachteil gegenüber Wettbewerbern, die es besser machen. Erinnern Sie sich noch an die ältere Dame am Anfang des Artikels? Das ist nicht mehr die Aachener von heute. Mit allem, was die Abteilung Personalentwicklung und -bindung gelernt, angestoßen und unternommen hat oder – zusammen mit anderen – für die Zukunft plant, wird die Aachener eine attraktive Powerfrau, mit der man gerne ein Work-Date hat. Egal, ob man sie schon kennt oder sie erst kennen- lernt. Weil die Aachener das tut, was Elke- Nippold-Rothes empfiehlt: „Arbeitgeber müssen sich auf die Stärken unserer Branche besinnen. Wir arbeiten für ein Grundbedürf- nis der Menschen – ein sicheres, gutes Zuhause. Dieses Sinnpotenzial können wir nutzen, um Mitarbeiter und Nachwuchs zu begeistern und gemeinsame Ziele nicht aus den Augen zu verlieren.“

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