B. Wirtschaftsbericht
Wirtschaftliche Rahmenbedingungen¹
Die gesamtwirtschaftliche Entwicklung in Deutschland kam im Jahr 2023 in einem nach wie vor krisengeprägten Umfeld ins Stocken. Zwar hat im Verlauf des Jahres die Inflation nachgelassen und sich der Anstieg der Lohneinkommen im Vergleich zum Vorjahr beschleunigt, allerdings blieb die Erholung beim privaten Konsum bislang aus. In realer Rechnung sind die Einkommen in Deutschland über längere Zeit zurückgegangen.
Die Zinsanhebungen der Europäischen Zentralbank leiteten zudem auf dem deutschen Immobilienmarkt einen deutlichen Einbruch ein. Bis zuletzt gingen deshalb insbesondere die Investitionen in Wohnbauten stark zurück.
Das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist im Jahr 2023 nach ersten Berechnungen des Statistischen Bundesamtes um 0,3 % gesunken. Kalenderbereinigt ging das BIP um 0,1 % zurück. Damit setzte sich die Erholung der deutschen Wirtschaft vom tiefen Einbruch im Corona-Jahr 2020 nicht weiter fort. So lag das BIP im Jahr 2023 preisbereinigt nur um 0,7 % höher als vor der Corona-Pandemie im Jahr 2019. Die gesamtwirtschaftliche Entwicklung kam damit deutlich ins Stocken.
Seit dem Verfassungsgerichtsurteil vom 15. November 2023 muss sich die Wirtschaft für das Jahr 2024 auf neue Belastungen einstellen. Denn dem Bund ist es nun verwehrt, einen Teil seiner geplanten Ausgaben den Sondervermögen des Klima- und Transformationsfonds und des Wirtschaftsstabilisierungsfonds Energie zuzurechnen und auf diese Weise die auf den Bundeshaushalt bezogene Schuldenbremse in den kommenden Jahren einzuhalten. Die Kürzungen der öffentlichen Subventionen und die Verunsicherung dürften die privaten Investitionen unmittelbar und in den kommenden Quartalen deutlich schmälern.
Die derzeitige konjunkturelle Perspektive ist zudem von geopolitischen Risiken getrübt: Im Krieg in der Ukraine gibt es keine Anzeichen für eine schnelle Lösung. Die Bemühungen, die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der Europäischen Union (EU) und der Russischen Föderation zu trennen, dauern an. Der Krieg zwischen Israel und der Hamas könnte sich auf andere Länder in der Region ausweiten. Die relevanten Akteure im Nahen Osten haben zwar durchblicken lassen, dass sie keine Eskalation anstreben, doch unvorhergesehene Ereignisse könnten die Energiepreise steigen lassen.
Der Wegfall öffentlicher Gelder und die Unsicherheit infolge des Verfassungsgerichtsurteils werden das Wachstum 2024 spürbar schmälern. Zudem kommt der private Verbrauch nur schwer in die Gänge. Mit dem Anstieg der realen Lohneinkommen legten auch die realen verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte zuletzt kräftig zu. Die Reallohnzuwächse konnten die Kaufkraftverluste der vergangenen Jahre jedoch bei Weitem noch nicht ausgleichen.
Die konjunkturelle Entwicklung verlief 2023 in den einzelnen Wirtschaftsbereichen unterschiedlich: Die meisten Dienstleistungsbereiche konnten ihre wirtschaftlichen Aktivitäten im Vorjahresvergleich erneut ausweiten und stützten die Wirtschaft. Der Anstieg fiel aber insgesamt schwächer aus als in den beiden vorangegangenen Jahren. Die Grundstücks- und Wohnungswirtschaft und der Bereich Öffentliche Dienstleister, Erziehung, Gesundheit konnte 2023 um 1,0 % zulegen.
Im Baugewerbe machten sich neben den weiterhin hohen Baukosten und dem Fachkräftemangel insbesondere die zunehmend schlechteren Finanzierungsbedingungen bemerkbar.
Hiervon war vor allem der Hochbau betroffen. Dagegen konnte die Produktion im Tiefbau und im Ausbaugewerbe gesteigert werden. Insgesamt erreichte das Baugewerbe 2023 preisbereinigt ein kleines Plus von 0,2 %.
Die Grundstücks- und Wohnungswirtschaft, die im Jahr 2023 rund 10,0 % der gesamten Bruttowertschöpfung erzeugte, erreicht für gewöhnlich nur moderate Wertschöpfungszuwächse und ist aber nur geringen Schwankungen unterworfen. Gerade diese Beständigkeit begründet die stabilisierende Funktion der Immobiliendienstleister für die Gesamtwirtschaft. Nominal erzielte die Grundstücks- und Wohnungswirtschaft 2023 eine Bruttowertschöpfung von 376 Milliarden EUR.
Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat einen sprunghaften Anstieg der Zuzüge von Schutzsuchenden verursacht. Bereits im Jahr 2022 wurden rund 1.098.000 Zuzüge von Menschen aus der Ukraine registriert. Die Nettozuwanderung aus der Ukraine lag im selben Jahr bei 960.000 Personen. Der Großteil der Zuwanderung fand von März bis Mai 2022 statt und sank seit August 2022 stetig. Im Jahr 2023 sind bis November im Saldo 114.000 Schutzsuchende aus der Ukraine nach Deutschland geflohen.
Insgesamt kamen im Jahr 2023, die Nettozuwanderung ukrainischer Kriegsflüchtlinge eingerechnet, nach vorläufiger Schätzung des Statistischen Bundesamtes rund 650.000 bis 700.000 Personen mehr nach Deutschland als ins Ausland fortgezogen sind. Damit war die Nettozuwanderung deutlich geringer als im Vorjahr (2022: 1,5 Mio.) aber deutlich höher als im Durchschnitt des letz-ten Jahrzehnts.
Trotz der guten Nettozuwanderung ist der Fachkräftemangel in Deutschland immer mehr zum flächendeckenden Problem geworden, der nahezu alle Wirtschaftsbereiche und Regionen betrifft. So ermittelte das ifo-Institut im Rahmen seiner Konjunkturumfragen im Juli 2023, dass bei knapp 43 % der Unternehmen in Deutschland die Geschäftstätigkeit vom Fachkräftemangel behindert wird. Das bisherige Allzeithoch des Indikators war im Juli 2022 mit einem Wert von 49,7 % erreicht worden. Die Fachkräfteknappheit hat sich durch die schwächere Konjunktur verringert, ist aber weiterhin historisch hoch.
Die Konsumausgaben der privaten Haushalte im Inland sanken im Jahr 2023 preisbereinigt um 1,1 % gegenüber dem Vorjahr und lagen damit weiter unter dem Vorkrisenniveau des Jahres 2019 (-2,1 %). Mit einem Anteil von knapp 51 % stellen die privaten Konsumausgaben das bedeutendste Aggregat der Nachfrageseite dar. Der neuerliche Rückgang dürfte vor allem auf die hohen Verbraucherpreise zurückzuführen sein.
Auch die Ausgaben für Wohnung, Wasser, Strom, Gas und andere Brennstoffe sanken in ihrer Summe 2023 preisbereinigt leicht um 0,6 %.
Dies ist bei deutlich steigenden Energiekosten vor allem dem Umstand zu verdanken, dass die Nettokaltmieten in sehr viel geringerem Umfang gestiegen sind (+2,1 %) als die allgemeine Teuerung (+5,9 %), also deutlich preisdämpfend wirkten.
Die Bauinvestitionen sanken im Jahr 2023 preisbereinigt um 2,1 %. Neben den hohen Baupreisen wirkten sich die spürbar gestiegenen Bauzinsen aus, die insbesondere den Wohnungsbau brems-ten. Das zeigen auch die unterjährigen Konjunkturstatistiken aus dem Baugewerbe: Sowohl die Auftragseingänge im Wohnungsbau als auch die Zahl der zum Bau genehmigten Wohnungen sanken in den ersten drei Quartalen 2023 deutlich gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Positive Signale kamen vom Ausbaugewerbe, was unter anderem an den stark nachgefragten energetischen Sanierungen gelegen haben dürfte.
Die Preise für den Neubau von Wohngebäuden in Deutschland sind im 4. Quartal 2023 um 4,3 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum gestiegen. Im 3. Quartal 2023 hatten die Preise noch um 6,4 % zugelegt. Damit hat sich der seit mehr als drei Jahren andauernde beispiellose Preisauftrieb bei den Baupreisen zuletzt wieder der allgemeinen Inflation angenähert. Diese lag im November 2023 im Vorjahresvergleich bei 3,2 %. Im Jahresmittel sind die Baupreise von Wohngebäuden 2023 um 8,5 % gestiegen, im Vergleich zu 16,4 % im Jahr zuvor.
War 2021 zunächst die weltweite Nachfrage nach Baustoffen, die mit Abflauen der Corona Krise sprunghaft gestiegen war, ausschlaggebend für den erheblichen Preisdruck bei Baumaterialien, kamen durch den Krieg in der Ukraine weitere Lieferengpässe und eine enorme Verteuerung der Energiepreise hinzu. Verglichen mit dem Vorkrisenniveau stiegen die Baupreise von Ende 2019 bis Ende 2023 um insgesamt 39,4 %. Einen derartigen Preisschock hat es seit den frühen 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts nicht mehr gegeben.
Vor allem vom Ausbaugewerbe, das mit rund 56 % den größten Anteil an den Bauleistungen im Wohnungsbau hat, geht weiterhin ein deutlicher Preisdruck aus: Die Preise für Ausbauarbeiten nahmen im 4. Quartal 2023 gegenüber dem Vorjahr um 6,5 % zu.
Hierbei erhöhten sich die Preise für Tischlerarbeiten um 5,5 %. Diese haben unter den Ausbauarbeiten den größten Anteil am Baupreisindex für Wohngebäude. Bei Heizanlagen und zentralen Wassererwärmungsanlagen (zum Beispiel Wärmepumpen) stiegen die Preise um 9,0 %, bei Nieder- und Mittelspannungsanlagen (zum Beispiel Elektro-Warmwasserbereiter) um 8,0 %. Die Preise für Wärmedämm-Verbundsysteme nahmen um 7,1 % zu.
Neben dem Neubau werden auch die Preise für Instandhaltungsarbeiten an Wohngebäuden (ohne Schönheitsreparaturen) erhoben. Diese lagen im 4. Quartal 2023 um 6,6 % über denen des Vorjahresmonats.
Die Preise für Rohbauarbeiten an Wohngebäuden haben sich dagegen, angesichts der rückläufigen Bautätigkeit, bereits 2023 deutlich moderater entwickelt. Sie stiegen von November 2022 bis November 2023 lediglich um 1,5 %. Den größten Anteil an den Rohbauarbeiten und auch am Gesamtindex für den Neubau von Wohngebäuden haben Betonarbeiten und Mauerarbeiten. Während Betonarbeiten im Vorjahresvergleich um 1,3 % günstiger waren, nahmen die Preise für Mauerarbeiten im Vergleich zum November 2022 um 3,3 % zu. Für Dachdeckungs- und Dachabdichtungsarbeiten erhöhten sich die Preise um 4,6 %, Erdarbeiten waren 6,2 % teurer als im November 2022. Die Preise für Zimmer- und Holzbauarbeiten sind im Vergleich zum November 2022 um 1,9 % gesunken.
Obwohl sich die Preisdynamik im vergangenen Jahr damit in einigen Bereichen deutlich abgeschwächt hat, bleibt das Niveau weiterhin hoch. Durch die schwindende Nachfrage ist die Kapazitätsauslastung im Baugewebe zuletzt deutlich gesunken und lag im Hochbau zum Jahresende 2023 unterhalb der 70-Prozent-Marke. Dies mindert zusammen mit nachlassenden Materialpreisen den Preisdruck. Die Baupreise dürften nach drei Jahren enormer Anstiege im Jahr 2024 erst-mals wieder etwas zurückgehen. Darauf weisen auch die Preiserwartungen der Bauunternehmen hin.
Die Baukonjunktur wurde aufgrund von Preissteigerungen bei Baumaterialien und Baupreisen, die durch den anhaltenden Krieg in der Ukraine noch deutlich verstärkt wurden, sowie durch verschlechterte Finanzierungsbedingungen bei weiter anhaltendem Fachkräftemangel und steigende Zinsen auf Abwärtskurs geschickt. Die Bauinvestitionen waren 2023 rückläufig und sanken um 2,1 %. Bereits im Vorjahr waren sie erstmals seit sechs Jahren um 1,8 % zurückgegangen.
Im Wohnungsbau hat die Bundesregierung nach mehreren abrupten Förderstopps mit anschließenden deutlichen Verschärfungen der Förderbedingungen das Vertrauen in die Verlässlichkeit der Wohnungsbauförderung untergraben. Dies dürfte im Zusammenspiel mit dem deutlich ungünstigeren Finanzierungsumfeld und den hohen Preisen maßgeblich zu den hohen Stornierungsraten im Wohnbau beigetragen haben, die seit der zweiten Jahreshälfte 2022 zu beobachten waren. Erst zum Jahresende 2023 zeigen die Auftragseingänge im Wohnungsbau eine leicht stabilisierende Tendenz.
Insgesamt nahmen die Wohnungsbauinvestitionen 2023 mit 2,8 % sogar spürbar stärker ab als die Bauinvestitionen insgesamt. Jahrelang hatte der Wohnungsbau die treibende Kraft unter den Bausparten gebildet und war deutlich stärker als die übrigen Baubereiche gewachsen. Lediglich der öffentliche Bau zeigte sich 2023 mit einem nur geringen Rückgang (-0,2 %) weitgehend stabil. Der gewerbliche Bau schrumpfte um 1,2 %. Insgesamt blieb der Nichtwohnungsbau auch 2023 im Vorjahresvergleich deutlich im Minus (-1,0 %).
In Neubau und Modernisierung der Wohnungsbestände flossen 2023 rund 300 Mrd. EUR. Anteilig wurden 61,0 % der Bauinvestitionen im Wohnungsbau getätigt; leicht weniger als im Vorjahr. Insgesamt umfassen die Bauinvestitionen über alle Immobiliensegmente 2023 einen Anteil von 13 % des Bruttoinlandsproduktes.
Aufgrund der weiterhin hohen Zuwanderung und einer wachsenden Bevölkerung bleibt der Bedarf an Wohnraum hoch. Die derzeit verfügbaren niedrigen Fördermittel, die weiterhin hohen Zinsen und das erreichte Niveau der Baupreise dürften den Wohnungsbau aber deutlich bremsen. Die bisher nicht ausgeglichenen Realeinkommensverluste der Privathaushalte in den vergangenen drei Jahren erschweren die Finanzierung von Wohnbauprojekten zusätzlich.
Im Jahr 2024 dürften die Investitionen in Wohnbauten nochmals deutlich zurückgehen, da die Baupreise nach wie vor hoch sind und die Kreditzinsen nur sehr langsam sinken. Angesichts der deutlich sinkenden Inflationsraten im Euroraum hat die Geldpolitik der EZB aber ihren Zinsgipfel wohl erreicht. Im Sommer/Herbst des kommenden Jahres erwarten Experten eine erste Leitzinssenkung. Die Zinssätze für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte dürften dann bis Mitte 2025 langsam auf etwa die Hälfte des heutigen Niveaus sinken. Baupreis- und Zinsreduktion werden damit die Bedingungen für Bauinvestitionen nur langsam schrittweise verbessern.
Insgesamt dürften die Investitionen in Wohnbauten den Prognosen der Institute zufolge im Jahr 2024 um 3,7 % bis 4,2 % einbrechen. Erst im kommenden Jahr 2025 dürfte allmählich eine Trendwende zu wieder wachsenden Wohnungsbauinvestitionen eingeleitet werden. Dann dürften auch die Effekte der Anfang 2024 eingeführten degressiven Sonderabschreibung im Wohnungsneubau wirksam werden. Diese ist freilich für die große Mehrheit der professionellen gewerblichen Anbieter ohne Bedeutung, ermöglicht allerdings Steuersparmodelle für gutverdienende Einzelinvestoren.
Da der Fokus der Förderprogramme der Bundesregierung bislang auf Sanierungen bestehender Wohngebäude liegt und die hohen Energiekosten verbunden mit den postulierten Zielen des Klimaschutzes starke Anreize dafür bieten, dürften sich innerhalb der Bauinvestitionen die Gewichte zugunsten des Bestandes verschieben. Es ist also mit einem sehr deutlichen Rückgang der Neubauten und einer anteiligen Verlagerung von Investitionsmitteln zur Modernisierung von Wohngebäuden zu rechnen.
Im Jahr 2023 dürften nach letzten Schätzungen die Genehmigungen für rund 260.000 neue Woh-nungen auf den Weg gebracht worden sein. Damit wurden 27 % weniger Wohnungen bewilligt als im Jahr zuvor. Damit setzt sich der bereits im Vorjahr begonnene Abwärtstrends im Wohnungsbau (2022: -7 %) verstärkt fort.
Aktuell ist die Gemengelage für den Wohnungsbau äußerst schwierig: Ein historischer Preisanstieg bei den Bauleistungen trifft auf deutlich gestiegene Bauzinsen und eine durch die Haushaltslage bedingte Unklarheit bezüglich der gültigen Förderkonditionen. Diese schwierigen Rahmenbedingungen für den Wohnungsneubau schlugen sich 2023 sowohl bei Genehmigungen von Ein- und Zweifamilienhäusern als auch im Geschosswohnungsbau nieder. Dabei ging die Zahl der neu genehmigten Ein- und Zweifamilienhäuser (-41 %) noch deutlich stärker zurück als die genehmigten Wohnungen in Mehrfamilienhäusern (-25 %).
Die Zahl neu genehmigter Eigentumswohnungen sank dabei ersten Schätzungen zufolge etwas weniger stark (-22 %) als die Genehmigungen für neue Mietwohnungen (-27 %). Insgesamt wurden 2023 wohl rund 64.000 Eigentumswohnungen und 79.000 Mietwohnungen im Geschosswohnungsbau genehmigt.
Im Jahr 2023 werden voraussichtlich 255.000 Wohneinheiten fertiggestellt. Nach dem leichten Fertigstellungsanstieg im Vorjahr, der durch einen Schlussspurt bereits genehmigter Projekte geprägt war, wurde der Einbruch im Wohnungsbau 2023 auch bei den Fertigstellungszahlen greif-bar (-14 %). Für das Jahr 2024 ist auf Grundlage der Entwicklungen bei den Genehmigungen ein noch stärkerer Einbruch zu erwarten. Die Fertigstellungen dürften dann um weitere 18 % auf rund 208.000 neu errichtete Wohnungen einbrechen. Auch 2025 wird sich dieser Trend fortset-zen, wenn auch deutlich abgeschwächt. Die Fertigstellungen dürften dann erstmals seit 2011 wieder unterhalb der 200.000-Marke liegen.
Wie eine Umfrage unter den im GdW organisierten Unternehmen zum Jahresende 2023 zeigt, ist die Lage für den Neubau dramatisch und spitzt sich weiter zu: Mehr als 22 % der von den Unternehmen für das Jahr 2024 geplanten neuen Wohnungen können unter den derzeitigen Rahmen-bedingungen nicht gebaut werden. Im Jahr 2025 sind sogar 38 % der Neubaupläne nicht realisierbar. Hochgerechnet auf alle Unternehmen im GdW bedeutet dies gut 18.000 Wohnungen, die entgegen der ursprünglichen Planung (60.000 WE) nach derzeitiger Sachlage in den Jahren 2024/2025 nicht mehr realisierbar sein werden. Über zwei Drittel der GdW-Wohnungsunternehmen werden in den kommenden beiden Jahren nach gegenwärtiger Lage gar keine Wohnungen mehr errichten können (2024: 68 %; 2025: 69 % der Unternehmen).
Eine ebenso angespannte Lage ergab die Umfrage auch bei den eigentlich geplanten Modernisierungsvorhaben: 2024 werden die GdW-Wohnungsunternehmen rund 13 %, 2025 rund 18 % weniger Wohnungen modernisieren können. Von den ursprünglich vorgesehenen rund 184.000 Wohneinheiten werden 28.000 nicht klima- und altersgerecht angepasst werden können. Von den verbleibenden etwa 156.000 Wohnungen wird wiederum bei einem Fünftel (22 %) der Umfang der ursprünglich geplanten Maßnahmentiefe deutlich reduziert. Dies betrifft insgesamt 35.000 Wohneinheiten.
Die Entwicklung der Wohnungsfertigstellungen entfernt sich damit immer deutlicher vom Ziel der Bundesregierung, rund 400.000 Wohnungen pro Jahr neu zu errichten. Vor dem Hintergrund steigender Wohnungsbedarfe, einer wachsenden Einwohnerzahl und um die Wohnungsbau- und Klimaziele nicht komplett abschreiben zu müssen, sollte die Bundesregierung schnell weitere Maßnahmen für ein Sofortprogramm für bezahlbaren und sozialen Wohnungsbau ergreifen. Die jüngst in der Bereinigungssitzung zum Bundeshaushalt 2024 beschlossene Bereitstellung von einer Milliarde Euro für ein neues Förderprogramm für den Neubau energieeffizienter, bezahlbarer Wohnungen mit Wohnflächenbegrenzung ist ein erster Schritt in die richtige Richtung.
1) GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V. (GdW) Information 168 Die gesamtwirtschaftliche Lage in Deutschland 2023/2024
Gesamtaussage zum Geschäftsverlauf
Ertragslage
Die Siedlungsgesellschaft „Am Bilderstöckchen“ GmbH erzielte im Geschäftsjahr 2023 ein Jahresergebnis von 2.248 TEUR (Vorjahr: 2.108 TEUR) und lag über dem geplanten Ergebnis. Gegenüber dem Vorjahr erhöhte sich das Ergebnis um 140 TEUR.
Zu dieser Ergebnisentwicklung trugen verschiedene Faktoren bei. Die Umsatzerlöse aus der Hausbewirtschaftung stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 287 TEUR auf 8.797 TEUR (Vorjahr: 8.510 TEUR). Dabei steigerten sich die Sollmieten von 6.632 TEUR um 3,4 % (+224 TEUR) auf 6.856 TEUR. Der Anstieg der Sollmieten resultierte aus Anpassungen der Mieten im Rahmen der Neuvermietungen, aus Erhöhungen der öffentlich geförderten Mieten sowie aus Mietanpassungen an die ortsübliche Vergleichsmiete bei den freifinanzierten Wohnungen. Die durch Leerstand bedingten Erlösschmälerungen erhöhten sich um 8 % auf 162 TEUR. Die eingeräumten Mietminderungen stiegen aufgrund der Großmodernisierung im Geschäftsjahr von 84 TEUR um 54 TEUR auf 138 TEUR. Die Instandhaltungsaufwendungen erhöhten sich von 1.338 TEUR um 9,5 % (Vorjahr: 18,9 %) auf 1.465 TEUR.
Die sächlichen Verwaltungskosten verringern sich um 23 TEUR auf 584 TEUR (Vorjahr: 607 TEUR). Die Finanzierungskosten erhöhten sich um 52,6 % auf 290 TEUR (Vorjahr: 190 TEUR). Des Weiteren belasten außerplanmäßige Abschreibungen aufgrund nicht realisierbarer Projekte mit 214 TEUR das Ergebnis im Geschäftsjahr.
Der Jahresüberschuss liegt 447 TEUR über dem Wirtschaftsplan für das Jahr 2023 und hat damit die Erwartungen übertroffen. Der Geschäftsverlauf kann dementsprechend als gut bezeichnet werden.
Finanzielle Leistungsindikatoren
Im Bereich der Hausbewirtschaftung gelten als Leistungsindikatoren die Entwicklung der Sollmieten, die Leerstände und die Instandhaltungsaufwendungen. Jährlich wird eine Instandhaltungs- und Modernisierungsplanung erstellt. Die Einhaltung dieser Planung sowie Entwicklung der Mieten und der durch Leerstände bedingten Erlösschmälerungen wird in der monatlichen Berichterstattung überwacht.
Nichtfinanzielle Leistungsindikatoren
Neben den zuvor beschriebenen finanziellen Leistungsindikatoren gewinnen auch die nichtfinanziellen Leistungsindikatoren zunehmend an Bedeutung. Im Folgenden werden diese näher beschrieben:
Wohnungsbestand
Als verantwortungsvoll agierendes Unternehmen ist es für die SAB von grundlegender Bedeutung, bedarfsgerechten und bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Die Mietpreise orientieren sich an der ortsüblichen Vergleichsmiete. Diese Mietenpolitik spiegelt sich auch in der durchschnittlichen Kaltmiete für freifinanzierten Wohnraum in Höhe von 8,39 €/m² wider.
Die SAB bietet neben freifinanzierten Wohnungen ebenfalls öffentlich geförderten Wohnraum an.
Durchschnitts-Mieten in €/m² | 2023 | 2022 | 2021 | 2020 |
Freifinanziert | 8,39 | 8,25 | 8,09 | 8,00 |
Öffentlich gefördert | 6,18 | 5,69 | 5,69 | 5,47 |
Gesamtbestand | 8,14 | 7,95 | 7,89 | 7,81 |
Nachhaltigkeit
Die Verabschiedung des neuen Gebäudeenergiegesetzes (GEG) und die damit verbundene Verschärfung der Anforderungen zur Einsparung von Energie und zur Nutzung erneuerbarer Energien zur Wärme- und Kälteerzeugung in Gebäuden, läutet für die Immobilienbranche einen Transformationsprozess ein. Die Aachener Gruppe (ASW, SAB und Deutsche Wohnungsgesellschaft mit beschränkter Haftung) befasst sich bereits ausgiebig mit der Aufstellung einer ganzheitlichen Klimastrategie zur Dekarbonisierung des Portfolios. Ökologische und ökonomische Per-spektiven müssen abgewogen werden, ohne dabei die Zahlkraft der Mietenden und Wohnungssuchenden aus den Augen zu verlieren.
Mit Abschluss der Trilogverhandlungen zur europäischen Gebäuderichtlinie zwischen Kommission, Rat und Parlament am 07. Dezember 2023 wurde ein Entwurf der Energy Performance of Buildings Directive (EPBD) veröffentlicht. Dieser sieht die schrittweise Reduzierung des durchschnittlichen Primärenergieverbrauchs des Gebäudebestands um 16 % bis 2030 und um 20-22 % bis 2035 vor, um das Ziel der vollständigen Dekarbonisierung des europäischen Wohnungsbe-standes bis zum Jahr 2050 zu erreichen. Weiterhin ist vorgesehen, dass 55 % der Energieeinsparungen durch die Renovierung der energetisch ineffizientesten Gebäude (Worst Performing Buil-dings) erzielt werden. Der finale Beschluss sowie die Überführung in das deutsche Recht stehen noch aus.
Durch umfangreiche Modernisierungsmaßnahmen der SAB konnten energieeffiziente Wohnungen geschaffen und der durchschnittliche CO2-Ausstoß des Gesamtbestandes im Berichtsjahr von 32,89 kg/m² auf 31,29 kg/m² gesenkt werden. Diese Werte basieren auf der Auswertung der Energieausweise, sowohl Bedarfs- als auch Verbrauchsausweise sowie der nach GEG berechneten Gebäudenutzfläche AN.
Verteilung der Energieeffizienzklassen
Die Verteilung der Energieeffizienzklassen des Portfolios nach aktuell geltender deutscher Klassifizierung stellt sich wie folgt dar:
Im Rahmen der Nachhaltigkeitsberichterstattung wird die Erfüllung der regulatorischen Anforderungen aus der CSRD bei der Aachener Gruppe nicht nur als regulatorische Pflichtübung gesehen, sondern bildet den Grundstein eines integralen Nachhaltigkeitsmanagements. Aus den Ergebnissen der Wesentlichkeitsanalyse resultiert eine regulatorisch verpflichtende Offenlegung. Darüber hinaus dienen die Ergebnisse auch zur Definition zukünftiger Strategiefelder, welche bereits im Sommer 2023 erarbeitet wurden.
Darauf aufbauend wurde im August 2023 die Implementierung der wesentlichen Themenfelder vorbereitet und im Rahmen einer Pilotphase gestartet. Der initiale Fokus liegt auf der Erhebung der Kennzahlen Energie & Klima sowie Mitarbeiterzufriedenheit und wird mit Beginn des Jahres 2024 sukzessive um die weiteren Angabepflichten erweitert. Bei der Implementierung werden nicht nur die qualitativen und quantitativen Angabepflichten erarbeitet, sondern im gleichen Schritt auch das theoretische Konstrukt eines perspektivischen (toolgestützten) ESG-Datenmanagements berücksichtigt.
Neben den Themenfeldern Energie & Klima sowie Mitarbeiterzufriedenheit hat auch die Erarbeitung der taxonomiefähigen und -konformen Wirtschaftsaktivitäten Fahrt aufgenommen. Nachdem im Jahr 2023 die taxonomiefähigen Wirtschaftsaktivitäten identifiziert wurden, werden diese nun konkretisiert und in die Erarbeitung der taxonomiekonformen Wirtschaftsaktivitäten überführt. Darüber hinaus wurde eine umfassende Aufstellung der transitorischen Risiken erarbeitet und bewertet, welche zukünftig durch die physischen Klimarisiken ergänzt werden.
Als weiterer wichtiger Schritt ist die Überführung der wesentlichen Auswirkungen, Risiken und Chancen aus der Wesentlichkeitsanalyse in das bestehende Risikoinventar der Aachener Gruppe sowie eine Anpassung des Risikoinventars an die damit einhergehenden Anforderungen geplant. Ebenso werden die notwendigen Prozesse, interne Kontrollmechanismen und die Governance sichergestellt.
Bis zum 4. Quartal 2024 werden für die zu veröffentlichenden Angaben die entsprechenden Verantwortlichkeiten definiert, diese durch interne Kontrollmechanismen abgesichert und anhand von konkreten Prozessen verankert, sodass eine zielgerichtete Datenerhebung zum 01. Januar 2025 gewährleistet ist.
Vermögens- und Finanzlage
Die Bilanzsumme erhöhte sich gegenüber dem Vorjahresstichtag von 45,4 Mio. EUR um 9,7 Mio. EUR auf 55,1 Mio. EUR. In den Wohnungsbestand und in den Neubau wurden einschließlich der Kosten der Bauvorbereitung rund 8,2 Mio. EUR investiert. Dem standen planmäßige Abschreibungen in Höhe von 1,4 Mio. EUR sowie außerplanmäßige Abschreibungen auf Bauvorbereitungskosten von 214 TEUR gegenüber. Die Objektfinanzierung durch Kreditinstitute stieg im Kalenderjahr 2023 von 11,6 Mio. EUR um 8,0 Mio. EUR auf 19,6 Mio. EUR. Durch den Jahresüberschuss und nach Verrechnung der Ausschüttung für das vorangegangene Wirtschaftsjahr erhöhte sich das Eigenkapital auf 31,7 Mio. EUR. Dies entspricht einer Eigenkapitalquote von 57,5 % (Vorjahr: 66,4 %).
Zahlungsflüsse generiert die Gesellschaft im Wesentlichen durch die Mieteinnahmen sowie durch die Weiterbelastung der Betriebskosten. Liquiditätsabflüsse resultieren aus Aufwendungen für Hausbewirtschaftung sowie aus laufenden Zinsaufwendungen. Durch eine langfristig orientierte Geschäftsstruktur des Unternehmens sowie durch ein Liquiditätsmanagement werden fast ausschließlich langfristige Finanzierungen abgeschlossen. Zur Begrenzung des Zinsänderungsrisikos werden Zinssicherungsmaßnahmen insbesondere durch klassische Annuitätendarlehen vorge-nommen.
Die Gesellschaft war jederzeit zur Erfüllung ihrer finanziellen Verpflichtungen in der Lage. Die Zahlungsfähigkeit war jederzeit gewährleistet.
Nächstes Kapitel: